Was den Krieg in der Ukraine von früheren Kriegen unterscheidet

Aserbaidschan hat im Jahr 2020 den Krieg gegen Armenien vor allem deshalb gewonnen, weil man die Überlegenheit in der Luft hatte. Zwar verfügte man nicht über eine zahlenmäßig stark ausgebaute Luftwaffe, die mit modernem Gerät ausgerüstet die Luftüberlegenheit errang.

Dafür hatte man aber genügend der vergleichsweise preiswerten türkischen Drohen. Ihnen hatten die Armenier nichts entgegenzusetzen. Vor allem keine der Bedrohung angemessene Luftabwehr. Als die USA 2003 den Irak angriffen, war das Kampfgeschehen in den ersten Tagen fast nur von Luftschlägen geprägt. Erst zu einem späteren Zeitpunkt setzten sich auch die Bodentruppen in Bewegung.

Im Krieg mit der Ukraine hat Russland die Luftüberlegenheit, denn die russische Luftwaffe ist der ukrainischen sowohl an Zahl wie auch bei der Qualität massiv überlegen. Dennoch agierte die russische Luftwaffe ausgesprochen inaktiv in den ersten vier Wochen des Krieges. Dieser stellt sich vorrangig als ein Kampf von Bodentruppen dar.

Kein ernsthafter Kampf um die Luftüberlegenheit, hohe Verluste am Boden

Über den Grund dieser Zurückhaltung darf weiter gerätselt werden. Möglich, dass die hohen Kosten für ein abgeschossenes Flugzeug gescheut werden. Doch die Kosten am Boden sind ebenfalls hoch. Sie sind deutlich höher als es beispielsweise die Verluste der Amerikaner im Irakkrieg waren. Das betrifft nicht nur die Zahl der getöteten Soldaten, sondern auch das verlorene Material.

Die Dokumentationsplattform Oryx verfügte bereits am 21. März über fotografische Belege für 263 zerstörte oder von den Ukrainern erbeutete Kampfpanzer und 248 weitere Schützenpanzer. Hinzu kamen 251 gepanzerte Truppentransporter, 57 geländegängige Fahrzeuge und 537 Militärlastwagen.

Für nicht einmal vier volle Kriegswochen sind das katastrophale Zahlen. Hinzu kommen 66 verlorene Flugzeuge und Hubschrauber, von denen 55 zerstört, vier beschädigt, zwei aufgegeben und fünf von der Ukraine erbeutet wurden.

Aber es gibt für Wladimir Putin auch Erfolge zu vermelden. So will die russische Luftwaffe inzwischen bereits zwei der gefürchteten türkischen Bayraktar-TB2-Drohnen mehr abschossen haben als die Ukraine vor dem Beginn des Krieges überhaupt in ihrem Bestand hatte.