Management by EZB: Erst gar nicht bewegen, dann Schweinsgalopp

Die Europäische Zentralbank hat am Donnerstag endlich auf die hohe Inflation reagiert und ihren Leitzins angehoben. Das war im Vorfeld so erwartet worden, denn schon im Juni hatte man dem Markt einen solchen Schritt signalisiert. Eine gewisse Überraschung stellt jedoch die Höhe dar, in der der Leitzins angehoben wurde. Er stieg nämlich nicht nur wie ursprünglich angekündigt um 25 Basispunkte, also 0,25 Prozentpunkte, sondern gleich um 50 Basispunkte.

Mit einem großen Zinsschritt hatten die Märkte eigentlich erst bei der nächsten Sitzung im September gerechnet. Nun darf in den nächsten Wochen darüber spekuliert werden, ob es im September wieder einen großen Zinsschritt geben wird oder ähnlich wie in den USA sogar eine Anhebung des Zinssatzes um 0,75 Prozentpunkte vollzogen wird.

Bis zur nächsten Sitzung wird das Zinsniveau in der Eurozone deshalb bei 0,00 Prozent liegen. Die vorher gültigen Minuszinsen von 0,50 Prozent sind damit erst einmal Geschichte. In der gleichen Weise wurde auch der Einlagensatz für die Banken von minus 0,50 auf 0,00 Prozent angehoben. Der nicht ganz so im Fokus stehende Spitzenrefinanzierungszins stieg von 0,25 auf 0,75 Prozent an.

Eine weitere Normalisierung der Zinssätze wird angestrebt

Dass dieses Zinsniveau nur für sechs Wochen Bestand haben wird, ist jetzt bereits klar, denn die Europäische Zentralbank hat in ihrem Statement zum Zinsentscheid bereits darauf hingewiesen, dass „eine weitere Normalisierung der Zinssätze angemessen sein“ werde.

Das heißt im Klartext, dass die Zinsen weiter steigen werden. Gerätselt werden darf wie gesagt über das Tempo der Erhöhungen, doch nun sollte auch dem letzten Zinsoptimisten klar sein, dass ein neuer Zinserhöhungszyklus angebrochen ist, sogar in der Eurozone.

Für die Sparer bedeutet das noch keine wirkliche Befreiung, denn verschwunden sind allein die völlig unnatürlichen Strafzinsen. Was bleibt und auch weiterhin die größte Gefahr darstellt, ist die negative Realrendite. Sie liegt augenblicklich bei hohen 8,6 Prozent, denn auf diesen Wert ist die Inflation in der Eurozone inzwischen angestiegen.

Die Jahre des billigen Geldes sind vorbei: Vielen Schuldnern droht deshalb eine harte Zeit

Noch unangenehmer als für die Sparer dürften die kommenden Monate jedoch für die Schuldner werden. Sie werden nicht allein von der hohen Inflation bedrängt, die auch die Kaufkraft ihrer Einnahmen deutlich schwinden lässt. Hinzu kommt nun, dass Geld schon bald wieder etwas kosten wird. Die Bauzinsen haben bereits im Frühjahr reagiert und auch Konsumschulden sind teurer geworden.

Wer klug ist und sich gegen weitere unangenehme Überraschungen absichern will, der fährt seine Schulden am besten so schnell wie möglich zurück. Denn je länger damit gewartet wird, umso teurer könnte es am Ende werden.