Macht es Sinn, sich auf einen Euro-Crash vorzubereiten?

Als der Euro in den späten 1990er Jahren vorbereitet und schließlich eingeführt wurde, erklärte der damalige Präsident der US-Notenbank, Alan Greenspan, dass der Euro zwar kommen, aber nicht bleiben werde. Seitdem wird in schöner Regelmäßigkeit vor einem Crash der europäischen Gemeinschaftswährung gewarnt.

Die Argumente der warnenden Stimmen sind nicht aus der Luft gegriffen, denn nie zuvor wurde eine wirtschaftlich so unterschiedliche Staatengemeinschaft unter dem Dach einer einzigen Währung zusammengefasst. Für das Experiment gibt es damit nicht viele historische Beispiele, die als Vorbilder für die zukünftige Entwicklung gelten könnten.

Und selbst die wenigen Beispiele, die es gibt, etwa die lateinische Münzunion im 19. Jahrhundert, sind nur begrenzt aussagefähig, weil sich Geschichte eben nicht 1:1 wiederholt und die Herausforderungen, vor denen die Menschen in unterschiedlichen Epochen stehen, oftmals ähnlich aber niemals vollkommen gleich sind.

Corona und der Ukraine-Krieg mahnen zur Vorsicht

Dem Euro wurde deshalb seit 1999 sehr oft der schnelle Untergang vorhergesagt. Doch der Totgesagte hat sich bislang als äußerst überlebensfähig erwiesen. Dies auch deshalb, weil der Euro nicht nur ein wirtschaftliches Projekt ist, sondern in erster Linie ein politisches. In dieses wurde in der Vergangenheit, etwa während der Finanzkrise oder 2011 und 2012 während der europäischen Schuldenkrise, sehr viel investiert. Nicht nur Geld, sondern auch politisches Kapital.

Dem Euro auf dieser Basis eine Art ewiges Leben bescheinigen zu wollen, ist jedoch ebenso unangebracht, wie seinen baldigen Untergang zu erwarten. Wir wissen es nicht und selbst die Experten, die wir fragen könnten, wissen es letztlich auch nicht. Sie mögen gut begründete Ahnungen oder Erwartungen für die eine oder andere Richtung haben. Aber echtes Wissen ist das noch nicht.

Ein Blick auf die jüngste Vergangenheit zeigt allerdings auch, wie gefährlich es ist, wenn man manche Gedanken, nur weil sie unangenehm sind, nicht an sich heranlässt. Wer hätte sich 2018 vorstellen können, dass es zu flächendeckenden Lockdowns und Reiseverboten kommen könnte? Wer hätte 20121 an Weihnachten mit einem bald bevorstehenden Staatenkrieg innerhalb Europas gerechnet?

Vermutlich nur die Wenigsten von uns und dennoch sind beide Erfahrungen schneller Wirklichkeit geworden, als uns lieb sein konnte. Deshalb sollte auch das Thema Euro-Crash durchaus von jedem Bürger der Eurozone einmal gründlich durchdacht werden. Nicht aus purer Lust am Untergang und dem mit ihm verbundenen Szenarien, sondern um eine Idee davon zu entwickeln, was passieren könnte und wie man ggf. darauf reagieren könnte, sollte es doch so kommen.