Das Impfstoff-Beschaffungswunder in Großbritannien – eine private Finanzexpertin

Wie Impfstoffe schnell beschafft werden können, hat Großbritannien der EU in diesem Jahr offensichtlich demonstriert. Die Briten impfen selbst jetzt noch, nachdem die EU teils die Impfungen mit AstraZeneca zusätzlich ausgesetzt hat. Wie kam es zum Beschaffungswunder in Großbritannien? Ein Lehrstück auch in Sachen wirtschaftlicher Effizienz.

Finanzexpertin beauftragt

Die „Augsburger Allgemeine“ hat kürzlich einen Bericht darüber verfasst. Demnach hat am 6. Mai 2020 der britische Premier eine Finanzexpertin angerufen: Kate Bingham. Sie habe, so wird sie in dem Bericht zitiert, den Auftrag als klares Ziel verstanden (im übrigen ehrenamtlich). Sie solle so schnell wie möglich „so viele Menschenleben wie möglich retten“.

Die Expertin gründete oder leitete die „UK Vaccine Taskforde“ bis Dezember 2020. Sie hätten ein sehr klares Ziel gehabt. Die Gruppe war für die Impfstoffbeschaffung mit dem beschriebenen Auftrag zuständig.

Der Bericht beschreibt ihre Rolle resümierend darin, sie habe eine wichtige Grundlage für den jetzigen Impftriumph gelegt. Die Erfolgsstrategie in der Beschaffung: Die „Venture Capital-Unternehmerin“ habe mit dem Team rund um die Uhr daran gearbeitet, „mithilfe von Daten und wissenschaftlichen Studien sehr früh sieben vielversprechende Vakzine“ auszumachen, die zumindest die beste Chance auf eine rasche Zulassung gehabt hätten.

Die Vakzine seien dann in großen Mengen bestellt worden. „Statt sich in Verhandlungen u Preise zu verlieren, wurde beherzt zugegriffen“. Großbritannien habe gut 400 Millionen Impfdosen von sieben Impfstoffkandidaten erworben, dazu zählten auch BioNTech/Pfizer, AstraZeneca sowie Moderna.

Die Briten hätten, so die „Impfzarin“ genannte Bingham, „einen klaren Nachteil bezüglich Größe und Kaufkraft, deshalb haben wir entschieden, klink zu agieren, und so kooperativ und unterstützend wie möglich zu sein“.

Sie selbst griff dabei auf ein gutes Netzwerk zur Pharmaindustrie zurück und ist zudem mit dem Abgeordneten der Tory-Partei Jesse Norman verheiratet. Während Kritiker der Regierung offenbar Vetternwirtschaft vorwarfen, kaufte sie hinreichend viele Impfstoffe.