Gefangen zwischen Inflation und Strafzinsen

Wenn spätere Generationen einmal auf unsere Zeit schauen, werden sie sich an vielen Stellen verwundert die Augen reiben, denn während die Inflation beständig steigt, tun die Notenbanken nichts, außer permanent zu wiederholen, dass sie alles im Griff hätten und die Geldentwertung nur vorübergehender Natur sei.

Derweil befinden sich die privaten Konsumenten ebenso wie die Unternehmen in einem Dilemma. Die Corona-Pandemie schien überwunden, kommt jetzt aber mit Macht zurück. Mit dem Virus kommt auch die Unsicherheit zurück. Keiner kann verlässlich abschätzen, was in drei oder vier Wochen sein wird, von Monaten oder Jahren ganz zu schweigen.

Dass in dieser Lage Investitionen nicht getätigt werden, verwundert nicht. Zu allen Zeiten haben Menschen in einer Krise eher Vorsicht walten lassen. Bezogen auf die finanziellen Planungen bedeutet dies, dass Anschaffungen, egal, ob groß oder klein, tendenziell zurückgehalten werden, damit die Liquidität geschont wird.

Eine Wahl zwischen Pest und Cholera

Auf ihren Bankkonten horten deshalb die Sparer ebenso wie die Unternehmen recht hohe Geldbeträge. Ihre Kaufkraft sinkt durch die hohe Inflation unaufhörlich und wenn die vorgehaltenen Summen etwas größer sind, werden auch noch die von der EZB verhängten Strafzinsen fällig.

So kommt man leicht auf einen Kaufkraftverlust von 4,6 bis 5,0 Prozent, je nachdem, wie hoch die Inflation angesetzt wird. Denn wer in seinem Ausgabenverhalten höhere Aufwendungen für Energie und geringere für Dienstleistungen hat, der wird gefühlt eine ganz andere Inflationsrate verspüren als es die offiziellen Statistiken ausweisen.

Natürlich gibt es Alternativen. Man könnte das Geld ausgeben, indem die geplanten Anschaffungen realisiert werden. Auch Anlageformen wie Gold und Silber, fremde Währungen oder auch die Kryptocoins könnten alternativ erworben werden. Allerdings ist jeder dieser Auswege mit einer gehörigen Portion Spekulation verbunden.

Wer diese nicht will, wird zwangsläufig abwarten müssen, denn auf die Corona-Krise scheint eine Phase der anhaltenden Unsicherheit zu folgen. Sie könnte dazu führen, dass auf privaten wie geschäftlichen Konten noch lange viel Liquidität vorgehalten wird, obwohl dies alles andere als sinnvoll ist.