Wie realistisch ist eine echte Zinswende der Notenbanken?

In den vergangenen Monaten haben zunächst die Ökonomen, dann die Akteure an den Finanzmärkten und schließlich auch die Verbraucher begonnen, darüber zu diskutieren, ob der jüngste Preisauftrieb nur kurzfristiger Natur ist oder die Wende zu einem inflationären Zeitalter darstellt.

Obwohl diese Diskussion noch zu keinem Ergebnis geführt hat, schließt sich bereits eine neue Debatte an. Denn seit der letzten Zinsentscheidung der US-Notenbank wird darum gestritten, zu welchem Zeitpunkt mit einer Veränderung in der Zinspolitik der großen Notenbanken zu rechnen ist.

Bevor die Zentralbanken die Zinsen anheben können, müssen sie zunächst einmal damit aufhören, die Märkte mit weiterem Zentralbankgeld zu fluten, sprich ihre Programme zum Ankauf von Anleihen, müssen zurückgefahren werden und schließlich vollkommen enden.

Nur eine angedeutete Zinswende

Dabei geht es nicht um Peanuts, denn allein die US-Notenbank pumpt bislang Monat für Monat 120 Milliarden Dollar in den Finanz- und Wirtschaftskreislauf. Sollen keine gravierenden Verwerfungen an den Finanzmärkten hervorgerufen werden, wird man die Anleihenkäufe nur schrittweise zurücknehmen können.

Beginnen US-Notenbank und in ihrer Folge auch die Europäische Zentralbank und die Bank of Japan beispielsweise im Winter damit, ihre Anleihenkäufe langsam zu reduzieren, könnte die erste Leitzinserhöhung im Jahr 2023 anstehen. Bis dahin entwertet die Inflation die vorhandenen Ersparnisse.

Aber auch nach 2023 besteht die Gefahr, dass die Menschen real massiv an Kaufkraft verlieren. Gesetzt den Fall, es gibt zwei Zinserhöhungen im Jahr 2023, wird der US-Zinssatz von derzeit 0,1 auf 0,6 Prozent gestiegen sein. Selbst wenn die Inflation, wie die Notenbanken hoffen, dann wieder in den Bereich ihrer Zielmarke von zwei Prozent zurückgefallen sein sollte, bleibt unter dem Strich immer noch ein Kaufkraftverlust von 1,4 Prozent.