Der Schiffstau in China treibt die Inflation

Der Hafen von Yantian bei Shenzhen ist der viertgrößte Containerumschlagplatz der Welt. Er war in den vergangenen Wochen nur eingeschränkt nutzbar, weil die chinesischen Behörden nach einem lokalen Ausbruch des Coronavirus unter den Dockarbeitern harte Quarantänemaßnahmen ergriffen haben und Teile des Hafens deshalb seit Mai gesperrt waren.

Die Maßnahmen der Regierung führen dazu, dass im Mai und Juni nur ein Bruchteil der zur Verschiffung oder Anlandung vorgesehenen Container umgeschlagen werden konnten. Vor dem Hafen stauen sich die Containerschiffe. Eine schnelle Auflösung des Staus ist derzeit nicht zu erwarten, obwohl der Hafenbetrieb inzwischen wieder normal läuft.

Der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel und Dienstleistungen (BGA), Anton Börner, hält es deshalb für möglich, dass sich die Lage in den kommenden Wochen noch verschärfen kann. Aktuell sind Preiserhöhungen aufgrund der verlängerten Lieferungen vereinzelt bereits spürbar.

Auch das Weihnachtsgeschäft wird betroffen sein

Bei sommerlichen Temperaturen werden die meisten Verbraucher vermutlich noch nicht an Weihnachten denken. Bei der Industrie ist das anderes. Hier wird bereits im Sommer intensiv an das Weihnachtsgeschäft gedacht, damit die benötigten Waren und Vorprodukte bis zum Advent auch rechtzeitig geliefert werden.

Die Planungen sind dabei sehr präzise und entsprechend empfindlich für Verzögerungen. Besonders betroffen ist der Lebensmittelhandel. Hier bringen längere Wartezeiten nicht nur die detaillierten Pläne durcheinander, sondern wirken sich insbesondere bei Frischprodukten sehr nachteilig aus.

Längere Lieferzeiten und untätig vor den Häfen wartende Schiffe bedeuten für die Händler zusätzliche Kosten. Diese werden über kurz oder lang an die Endkunden weitergereicht werden müssen. Insofern kann davon ausgegangen werden, dass auch das Container-Chaos vor Yantian und auf den Weltmeeren seinen Teil zum Anstieg der Inflation beitragen wird.