Armes Deutschland: Die Zahl der Millionäre ist rückläufig

Es ist ein Jammern auf hohem Niveau, wenn darüber geklagt wird, dass die Zahl der reichen Deutschen im vergangenen Jahr gesunken ist. Doch auch in diesen Kreisen sind die schwächer werdende Weltwirtschaft und die steigenden Zinsen deutlich zu spüren.

Als vermögend gilt ein Deutscher, wenn sein frei verfügbares, also jederzeit investierbares Vermögen die Schwelle von einer Million US-Dollar überschritten hat. Reiche, deren Vermögen zu einem großen Prozentsatz in Immobilien gebunden ist, können daher unter Umständen nicht zu diesem elitären Personenkreis gezählt werden, weil die freie Verfügbarkeit des Vermögens nicht gegeben ist.

Im Jahr 2022 hatten hatten weltweit 21,7 Millionen Menschen diesen Status. Das waren 3,3 Prozent weniger als noch ein Jahr zuvor und die Beratungsgesellschaft Capgemini hat festgestellt, dass dies der stärkste Rückgang bei der Zahl der Millionäre war, der innerhalb der letzten zehn Jahre zu beobachten war.

Im Sog der Kapitalmärkte ging es auch für viele Reiche abwärts

Nicht nur weltweit, auch in Deutschland war die Zahl der Vermögensmillionäre im vergangenen Jahr rückläufig. Sie sank in 2022 um 1,3 Prozent oder 20.900 Deutsche auf nunmehr 1,6 Millionen US-Dollar-Millionäre. Ihr Gesamtvermögen hat sich im gleichen Zeitraum noch deutlicher reduziert, denn es ging um 2,2 Prozent auf rund 6,14 Billionen US-Dollar zurück.

Verantwortlich für diesen Rückgang sind in erster Linie die Kapitalmärkte. Sie verzeichneten besonders in der zweiten Hälfte des letzten Jahres starke Einbrüche. Dabei war es für die Vermögenden fast egal, ob sie ihr Geld in Aktien oder in Anleihen investiert hatten, denn beide Assetklassen mussten deutliche Kursverluste hinnehmen.

Die steigenden Zinsen ließen die Kurse der Anleihen fallen, denn steigt der Zins, wird eine Anleihe mit niedrigerem Zinssatz automatisch im Kurs niedriger bewertet. An den globalen Aktienmärkten führte hingegen die Angst vor einer aufkommenden Rezession zu fallenden Kursen. Lediglich Vermögende, die den größten Teil ihres Vermögens in Gold angelegt hatten, konnten 2022 dem Wertverlust durch fallende Kurs entgehen, denn der Kurs des gelben Metalls stieg, während die Angst vor der Krise größer wurde.