Energiewende: Deutschland laut unveröffentlichter Studie schon seit 2000 in „De-Industrialisierung“

Die Vorwürfe an die neue Regierung in Berlin sind seit einige Monaten zu hören: Die „De-Industrialisierung“ habe begonnen – wegen der sogenannten Energiewende. Reicht die Krise aber vielleicht noch wesentlich weiter zurück? So existiert nun eine – bis dato nicht veröffentlichte – Studie des IW, nach der die ersten Symptome eines „chronischen Abschwungs“ schon im Jahr 2000 begonnen hätten. Damals regierte rot-grün unter Gerhard Schröder.

Die De-Industrialisierung „kann sich beschleunigen“, so die Warnung

Aktuell aber spreche Robert Habeck noch davon, die Wirtschaftsentwicklung würde von den „Nachwehen“ der Energiepreisproblematik gebeutelt. Tatsächlich sieht das Institut offenbar hier keine „Nachwehen“, sondern vielmehr, um im Bild zu bleiben, „chronische Schmerzen“. Die De-Industrialisierung würde sich in den Bereichen „Chemie, Metallerzeugung sowie Metall-Verarbeitung und auch noch Papier, Glas“ sowie „Keramik zu beschleunigen“ drohen.

Die Rahmenbedingungen hätten sich perspektiv stark verschlechtert, so der Beitrag. Dies würde nicht für das „notwendige Investorenvertrauen“ sprechen. Zumindest das Vertrauen der Investoren wäre allerdings wichtig, um den Kapitalstock zu stabilisieren. Übersetzt formuliert: Das investierte Kapital (Maschinen und Co.) auf dem bisherigen Niveau zu halten.

Noch in den Jahren 1990 bis 2000 sei in Deutschland „alles in Ordnung“ gewesen. Das sogenannte „Bruttoanlagevermögen“ der Industrie – dies entspricht dem nominellen Wert sämtlicher Industrieanlagen im Land – würde über alle Branchen hinweg angestiegen sein. Der Kapitalstock der energieintensiven Industrien habe zu jener Zeit auch noch zugenommen.

Mit dem Jahr 2000 wäre jedenfalls der einheitliche Trend über die verschiedenen Branchen auseinandergebrochen. Der Kapitalstock im „Verarbeitenden Gewerbe“ ist noch gewachsen. Mit dem Kapitalstock der energieintensiven Branchen jedoch sei es „ausnahmslos Jahr für Jahr bergab“ gegangen.

Investitionen, die den natürlichen Wegfall von Anlagen (wie bei Stahlerzeugern), sprich die technisch oder altersbedingten Endpunkte der Anlagen, kompensiert hätten, haben nicht stattgefunden. Die Entwertung des Kapitalstocks, so die Auskunft würde, das Wachstum der Gesamtwirtschaft erheblich abgebremst haben. Der Kapitalstock der energieintensiven Branchen wäre von 2000 bis 2021 um 19,7 % zusammengebrochen. Damals gab es in Deutschland schon einmal eine Energiewende.