Jugendliche meiden klassische Medien: Warum nur?

Jugendliche leben in einer „Parallelwelt“, heißt es über eine Studie des Leibniz-Instituts für Medienforschung. Es ginge um „Glaubwürdigkeit und Orientierung“.

Jugendliche würden demnach ihre „Interessen und Anliegen in den klassischen Nachrichtenmedien nicht wiederfinden“. Die Jugendlichen seien „gering informationsorientiert“. So?

Wer – wie Jugendliche – klassische Medien nicht nutzt, gilt als „gering informationsorientiert“

Die Bewertung ist durchaus spektakulär. Denn angesichts der durchaus sichtbaren massiven Nutzung von Medien etwa auf Smartphones scheinen auch junge Menschen ein Informationsbedürfnis zu haben. Das geht sogar weit über jenes der früheren Generationen hinaus, die sich – sprichwörtlich – eher an den Stammtischen dieser Welt mit Informationen versorgten.

Die jungen Menschen haben nur offenbar wenig Interesse daran, die „klassischen Medien“ als Deutungsinstanz zu nutzen.

Klassische Medien verstanden sich von Haus aus als Instanzen, die a) definieren können, was eine seriöse Recherche ausmacht, b) wann die Anforderungen an „Transparenz“ erfüllt sind, c) wann Fakten ergo auch als solche „wahr“ sind, d) vor allem, was „relevant“ und was weniger relevant für die Zielgruppe ist (eine klassische Idee, der auch Dunya Hayali, die medienpreisgekrönte ZDF-Journalistin, die sich vermeintlich um das Thema „Faeser/Schoenbohm“ kümmerte) oder auch e), wie diese Informationen dann „einzuordnen“ sind – heute verbrämt als „Kontext“, der dann zur Verfügung gestellt wird – oder noch neudeutscher: Frame -.

Was die klassischen Medien und offenbar auch die Medienforscher vermutlich (Wahrheiten gibt es bei solchen Spekulationen nicht) ärgert: Die Jugendlichen suchen sich ihre Quellen selbst aus. Die Jugendlichen suchen sich aus, was sie für relevant halten und was nicht. Die Jugendlichen suchen sich selbst aus, wie sie die empfangenen Informationen einordnen oder auch wer sie einordnen darf – und wenn es die sozialen Medien wären. Und die Jugendlichen suchen sich Medien aus, in denen sie antworten können.

Die Deutung der Medienforscher: „Sie haben nur ein geringes Interesse am aktuellen Weltgeschehen“. Sind Jugendliche, die sich tagein, tagaus überall informieren, nicht am „Weltgeschehen“ interessiert? Oder ist es nur das Weltgeschehen, das Frau Strack-Zimmermann, Sahra Wagenknecht, Robert Habeck oder wahlweise auch A. Weidel von der AfD in den Talkshows präsentieren. Was ist Weltgeschehen?