Grün: Es wird weiter gerechnet – und gerechnet – und gerechnet

Dass die Politik nicht immer die besten Mathematiker hervorbringt, dürfte nicht überraschen. Besondere Kompetenzen aber werden teils den Grünen zugeschrieben. Die Diskussion um Inflationsraten hält an. So gab es verschiedentlich in den sozialen Medien „Korrekturen“ von grünen Politikern zum Inflationsdebakel. Die Korrekturen haben, so weit ersichtlich, wenig zur Erhellung beigetragen. Im Kern hat ein EU-Parlamentarier „sinkende Inflationsraten“ mit sinkenden Preisen verwechselt. Wir haben einen Aspekt bis dato nicht erwähnt. In den vergangenen Jahren sind die Preise um ca. 15 bis 20 % insgesamt gestiegen.

Dieser Aspekt, dass selbst sinkende Preise von einer neuen Basis aus eine enorme Belastung nicht verschleiern können, ist bis dato unter den Tisch gefallen. Auch in den Korrekturen.

Kurz gesagt: Zum einen steigen die Preise auch bei niedrigeren Inflationsraten. Zum anderen wäre selbst ein Minus von 1 % ausgehend von 20 % vorhergehender Preissteigerung damit verbunden, dass es – bezogen auf alte Preise – 0, 0,12 %-punkte abwärts ginge. Es hilft alles nichts: Es ist alles sehr viel teurer geworden.

Darum ging es:

Der EU-Parlamentarier Michael Bloss meint sich freuen zu müssen. Er meint: „Kurz und knapp. Danke, Habeck“ und verweist auf die niedrigere Inflationsrate im Land, die es im März zu verzeichnen gibt. Peinlich, peinlich. Eine niedrigere Inflationsrate bedeutet, dass die Preise ausgehend vom Vorjahres- oder Vormonatsstand, je nach Darstellung, nicht mehr ganz so schnell steigen. Wenn die Preise sinken würden, würde nicht die Inflationsrate einfach nur sinken, dann wäre sie negativ. Das mag in privaten Bewertungen schon mal daneben gehen, allerdings ist hier ein Parlamentarier in aller Öffentlichkeit aktiv unterwegs.

Kann der Mann nicht rechnen – oder will er nicht rechnen

Die Häme im Netz jedenfalls war recht schnell groß. Der Politiker korrigierte seine Darstellung. Am Sachverhalt jedoch ändert sich weiterhin recht wenig. Es stellt sich die Frage, ob der Politiker nicht rechnen kann – oder zum Beispiel die Inflationsrate gar nicht kennt – oder ob er seinen Parteifreund und Wirtschaftsminister Robert Habeck mit echten Fake News dennoch in besserem Licht darstellen wollte. Also: Lüge oder vollkommene Unfähigkeit?

Wenn jemand im EU-Parlament sitzt, sollten die Grundlagen der Bewertung der gesellschaftlichen Verhältnisse und des Zusammenlebens schon bekannt sein. Das vorausgesetzt, zumal Parlamentarier auch noch Mitarbeiter haben und ohne zeitlichen Druck jederzeit posten können, ist wohl tatsächlich möglich, dass es um eine willentliche Aussage gegangen sein kann. Fairerweise sei erwähnt. Der Politiker hat korrigiert: „Der Preisanstieg“ soll jetzt weiter sinken. Erklärt wurde der Fauxpas indes nicht – vielmehr kam der Zusatz, dass manche Preise tatsächlich sinken würden. Seltsam bleibt die Aussage dennoch.