Deutschland wächst und schrumpft an den falschen Stellen

Lassen Sie mich heute einmal mit einer positiven Botschaft beginnen. Sie lautet, dass es auch im besten Deutschland aller Zeiten immer noch Wachstum gibt. Sie glauben es nicht? Oh doch es gibt Wachstum und dieses nicht zu knapp. Der Bundestag wächst von einer Legislaturperiode zur anderen und auch die Bundesregierung wird immer größer.

Das bedeutet, wir brauchen mehr Beamte für die Regierung und mehr Mitarbeiter für die Parlamentarier im Bundestag. Die benötigen natürlich auch Platz, um sich und ihre Wirkung angemessen entfalten zu können. Der teure Ausbau des Kanzleramts ist daher unumgänglich. Das versteht inzwischen jeder.

Nicht mehr verstanden wird allerdings, wie es die Kanzler Helmut Schmidt und Helmut Kohl geschafft haben, ihre Regierungsgeschäfte mit lediglich rund 400 Beamten im Kanzleramt zu führen, während Angela Merkel etwa die doppelte Anzahl benötigte und Olaf Scholz bald die Zahl von 1.000 Beamten im Kanzleramt überschreiten könnte.

Wo gehobelt wird, das fallen Späne

Naja, wenn Deutschland an dieser Stelle so schön wächst, dann lässt es sich leichter verkraften, dass es an anderen Stellen auch Schrumpfungsprozesse gibt. Platz für die neuen Beamten schafft beispielsweise die deutsche Wirtschaft. Sie wandert immer mehr ins Ausland ab. Das schafft jede Menge Platz in Verwaltungsgebäuden und Büros und hässliche Industrieflächen können endlich in Anbauflächen für ökologisch erzeugte Cannabis umgewandelt werden.

Und seien Sie gewiss, es wird schon bald sehr viel Platz zur Verfügung stehen, denn jedes sechste deutsche Unternehmen plant nicht nur Produktionskapazitäten ins Ausland zu verlegen, sondern hat diesen Prozess bereits begonnen. Wir dürfen zudem davon ausgehen, dass jeder Beamte, der zusätzlich in deutsche Amtsstuben einzieht, wenn er seine Arbeit nur gründlich genug macht, diesen Abwanderungsprozess weiter beschleunigen wird.

Auch viele Krankenhäuser werden in Kürze ihre Pforten schließen. Es gibt schon Landkreise, die müssen ohne ein einziges Krankenhaus auskommen. In diese könnten dann die Kreisverwaltungen einziehen, denn die Gebäude mit ihren langen Fluren und den reichlich vorhandenen Wartesälen sind für eine Umwidmung zum Amtsgebäude doch geradezu prädestiniert.