Wenn der Rückzug ins Private plötzlich keine Lösung mehr ist

Demonstration Klimawandel

Die großen Themen der letzten beiden Jahre waren die Corona-Pandemie und der Klimawandel. Beide kamen als Bedrohungen daher, die irgendwie nur schwer zu erfassen waren. Ein Virus, viel zu klein, um es mit den eigenen Augen sehen zu können und ein sich langsam vollziehender Wandel, dessen spürbare Folgen die meisten von uns nicht mehr persönlich erleben werden, sind in der Tat nur sehr schwer erfassbare Gefahren.

Ihnen wurde im einen wie im anderen Fall mit dem Mittel der Selbstbeschränkung entgegengetreten. Rückzug in den Schutz der eigenen Wände, Verzicht auf Kontakte und gesellschaftliche Aktivität lauteten die Lösungsansätze während der Corona-Pandemie. Man muss allerdings sagen, dass sich das Virus nicht sonderlich stark von ihnen hat aufhalten lassen.

Selbstbeschränkung auf allen Ebenen heißt auch das Zauberwort bei der Bekämpfung des Klimawandels. Weniger Auto, weniger Flugzeug, weniger Heizung und am Ende auch weniger Schweine- und Rindfleisch sind die Lösungen für ein weiteres nur sehr schwer zu fassendes Problem. Ob sie anders als in der Pandemie dieses Mal den Sieg über das Problem davontragen werden, bleibt abzuwarten.

Ein neues Problem für das die alten Lösungsansätze nichts taugen

Seit dem 24. Februar 2022 haben das Corona-Virus und der Klimawandel allerdings deutlich an Schrecken verloren. Beide sind noch da und haben an sich nichts von ihrer Gefährlichkeit verloren. Gewandelt hat sich allein unsere Wahrnehmung. Wladimir Putin sei an dieser Stelle Dank oder auch nicht. Fakt ist jedoch, dass wir unsere Welt quasi über Nacht mit anderen Augen wahrnehmen.

Jetzt geht es plötzlich nicht mehr um ein abstraktes Problem, das entweder nur die anderen, also vorrangig die Risikogruppen haben, oder das uns selbst aufgrund eine vorzeitigen Todes nicht mehr betreffen wird, sondern jetzt wird in Bildern und Berichten täglich erfahrbar, dass Krieg überall – also auch bei uns in Europa – sein kann.

Und nicht nur das. Das Geschehen in der Ukraine zeigt auch, dass der moderne Krieg ähnlich unmenschlich geführt wird wie Kriege in früheren Jahrhunderten. Frauen, Kinder, Alte und Kranke werden ebenso aus dem Leben gerissen wie die kämpfenden Soldaten. Von zusätzlicher Zivilisation ist an dieser Stelle nicht viel zu bemerken.

Wie mit dem Problem umgegangen werden soll, ist noch nicht klar. An dieser Stelle ist sich die Gesellschaft noch nicht sicher. Sicher ist nur eines, dass der erneute Rückzug ins Private nicht die Lösung sein wird, denn dies würde bedeuten, dass den Wladimir Putins dieser Welt kampflos das Feld überlassen wird – mit allen Folgen und Spätfolgen, die das für uns, unsere Freiheit und unser Leben haben wird.