Italien als trauriges Beispiel für Europas Schuldensumpf

Sich selbst wie einst Baron Münchhausen am eigenen Schopf aus dem grundlosen Schuldensumpf zu ziehen, das wünscht möglicherweise auch Italiens Ministerpräsident Mario Draghi. Als lang gedienter Goldman-Sachs-Banker und direkter Vorgänger von EZB Präsidentin Christine Lagarde, dürfte er nur zu gut darum wissen, wie fragil die finanzielle Stabilität seines Landes ist.

Die finanziell Stabilität ist allerdings nur die eine Seite des Problemlandes Italien. Ihr Gegenstück ist die politischen Stabilität. Um sie ist es nicht so gestellt, dass mit Recht zu erwarten ist, dass Reformprozesse mit langen Laufzeiten die auf dem langen Weg zu erwartenden politischen Krisen überleben werden.

Der jüngste Monatsbericht der Deutschen Bundesbank macht dies deutlich. Er spricht sich erneut dafür aus, die Stabilitätskriterien des Maastrichter Vertrages nicht zu ignorieren und den Referenzwert einer maximalen Schuldenquote von 60 Prozent des jährlichen Bruttoinlandsprodukts nicht zu vergessen.

Während andere Ökonomen die Maastrichter Kriterien für überholt halten und angesichts der anhaltend niedrigen Zinsen für eine Erhöhung der Schuldenquote auf 100 Prozent plädieren, möchte die Bundesbank am Gründungsvertrag der Eurozone und seinen Kriterien festhalten.

Der langsame Weg zur Entschuldung dauert 40 Jahre, der schnelle führt über die Hyperinflation

Länder, die mit ihren Schuldenquoten über der Grenze von 60 Prozent liegen, könnten sich sanieren, indem sie das jährliche Schuldendefizit auf 0,5 Prozent begrenzen. „Das ist keine übermäßig hohe Konsolidierung“, befindet die Bundesbank in ihrem Monatsbericht.

Anschließend wird am Beispiel eines Eurozonen-Landes mit einer Schuldenquote von 150 Prozent vorgerechnet, dass stolze 40 Jahre benötigt werden, bis bei einem Defizit von maximal 0,5 Prozent pro Jahr wieder das Maastricht-Kriterium von 60 Prozent erreicht wird.

Italien wird im Bericht der Bundesbank nicht explizit genannt, doch da das Land derzeit auf eine Schuldenquote von 155 Prozent kommt, dürfte kaum ein anderes Mitglied der Eurozone gemeint sein. 40 Jahre politische Stabilität und ein nicht nachlassender Eifer zur Lösung des Schuldenproblems, das klingt, als würden Ostern und Weihnachten auf den gleichen Tag fallen.

Realistischer erscheint ein Blick in die italienische Finanzgeschichte. Die kennt in der Tat zwei besonders schnelle Rückführungen der Schuldenquoten. Sie vollzogen sich unmittelbar nach dem ersten und zweiten Weltkrieg – ähnlich wie seinerzeit in Deutschland – allerdings nicht durch anhaltendes Wachstum, sondern durch eine massive inflationäre Geldentwertung.