Immer mehr westliche Firmen ziehen sich aus Russland zurück

Präsident Putin Portrait

Als die amerikanische Restaurantkette McDonald‘s im Jahr 1990 in Moskau ihre erste Filiale eröffnete und sich zeitgleich der Coca-Cola-Konzern anschickte, seine süße Brause nun auch Russland und anderswo hinter dem eisernen Vorhang zu verkaufen, wirkten beide Entscheidungen wie das symbolträchtige Ende des Kalten Krieges.

Aktuell ziehen sich viele westliche Firmen wieder aus Russland zurück. Den Anfang hatten nur wenige Tage nach dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine die großen Ölkonzerne Shell und BP gemacht. Ihnen folgten recht schnell auch andere Branchen und Unternehmen und momentan gewinnt man den Eindruck, dass nur wenige Unternehmen bleiben werden.

Auch McDonald‘s hat sich entschieden, seine Filialen in Russland zu schließen. Zwar werden die rund 62.000 Mitarbeiter im Land auch weiterhin bezahlt und damit ist noch nicht endgültig, für wie lange diese Maßnahme Gültigkeit haben wird, doch in einigen Jahren könnte die heutige Entscheidung der amerikanischen Restaurantkette erneut als ein sehr bildhafter Wendepunkt betrachtet werden.

Die Strahlkraft der Entscheidungen ist groß

Die Zahl der sich von Russland abwendenden Unternehmen ist derzeit sehr hoch. Ihr Bekanntheitsgrad ist es ebenfalls, sodass die von diesen Schritten ausgehende Signalwirkung nicht zu unterschätzen ist. Ob die Entscheidungen der Firmen allerdings immer so moralisch sind, wie sie im ersten Augenblick anmuten, ist eine ganz andere Frage.

Bei Shell und BP ist die Lage recht klar. Sie finanzieren den Einsatz russischer Truppen in der Ukraine sehr direkt, wenn sie auch weiterhin russisches Öl und Gas kaufen, als wäre nichts gewesen. Ihr Rückzug aus dem Land hat damit nicht nur eine symbolische Komponente.

Bei McDonald‘s und Starbucks liegen die Dinge etwas anders. Sie sind Arbeitgeber für zahlreiche einfache Russen und beziehen einen Teil der Lebensmittel, die sie als Speisen und Getränke in ihren Filialen verkaufen, von örtlichen Bauern. Damit trifft ihre Entscheidung eine Gruppe, die im Februar herzlich wenig Einfluss auf die Frage hatte, ob in der Ukraine Krieg oder Frieden herrscht.

Moralischer Druck oder einfach nur opportun?

Doch nicht nur die Frage, wen treffen die Rückzüge, steht im Raum. Viele Unternehmen können gar nicht mehr in Russland produzieren, weil ihnen dort ein Teil der benötigten Vorprodukte durch die Sanktionen in Kürze nicht mehr zur Verfügung stehen wird.

Hier müssen die Fabriktore geschlossen werden, weil ohnehin ohne Ersatzteile und Vorprodukte nicht mehr produziert werden kann. Moral und Sympathie für die angegriffene Ukraine hin oder her.