Große Zinsschritte sind von der EZB nicht zu erwarten

Die Hoffnung darauf, dass sich auch die Europäische Zentralbank in der Geldpolitik bewegt und ihre Zinsen anhebt, ist in den letzten Monaten gestiegen. Doch mit großem Elan wird die EZB dabei mit aller Wahrscheinlichkeit nicht vorgehen, denn große Zinsschritte sind im EZB-Rat derzeit nicht konsensfähig.

Das ließ der französische Notenbanker François Villery de Gallhau am Dienstag auf dem Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos durchblicken. Eine Anhebung der Zinsen gleich um 0,5 Prozentpunkte in einem Schritt, wie sie die US-Notenbank auf ihrer letzten Sitzung vorgenommen hat, wird es in der Eurozone damit vermutlich nicht geben.

Wenn überhaupt, werden die Zinsen in kleinen Schritten von 0,25 Prozentpunkten angehoben werden. In Abhängigkeit davon, wann die EZB mit der Erhöhung ihrer Zinsen beginnen will, wird sich das Zinsgefälle zu den USA damit weiter vergrößern. Dies wird dazu führen, dass der Euro gegenüber dem US-Dollar auch weiterhin Schwäche zeigen wird.

Eine weiterhin hohe Inflation ist offenbar von der EZB gewünscht

Die aktuelle Schwäche des Euros gegenüber dem US-Dollar bekommen sowohl die europäische Wirtschaft wie auch die Verbraucher in der Eurozone bereits zu spüren, denn sie heizt die ohnehin hohe Inflation nur noch weiter an. Da fast alle Rohstoff- und Energieeinfuhren in US-Dollar bezahlt werden, steigen die Preise für alle in der Eurozone durch die immer höhere Zinsdifferenz und den dadurch schwächeren Euro noch stärker an als sie es ohnehin schon tun.

Mit ihrer Zinspolitik gießt die Europäische Zentralbank daher weiteres Öl ins lodernde Inflationsfeuer. Doch nicht nur das. Sie handelt auch gegen ihr Mandat. Als solches haben die europäischen Staaten der EZB bei ihrer Gründung die Preisstabilität und nur die Preisstabilität als Auftrag mit auf den Weg gegeben.

Dieses Mandat wird seit Jahren sträflich mit Füßen getreten. Das geschah schon vor der Corona-Pandemie, als den Bürgern der Eurozone eine anhaltende Geldentwertung von zwei Prozent als Preisstabilität verkauft wurde und sich kein politischer Widerstand dagegen regte. Nun wird die Enteignung der Sparer, die letztlich die Gläubiger der Staaten sind, zugunsten der Kreditnehmer weiter vorangetrieben.