Der Krieg in der Ukraine bringt Politik und Notenbanken in ein Dilemma

Panzer Ukraine

Seit dem 24. Februar führt Russland in der Ukraine Krieg. Das Datum stellt nicht nur für die vom Krieg unmittelbar betroffenen Menschen in der Ukraine eine Zäsur dar. Verändert hat sich auch für den Rest der Welt die Lage quasi über Nacht. Bedeutende militärische und auch geopolitische Veränderungen sind deshalb die Folge. Sie können in ihrer ganzen Bandbreite aktuell noch gar nicht überblickt werden.

Gleiches gilt für die konjunkturellen und wirtschaftlichen Folgen des Kriegs. Auch hier hat sich die Lage grundlegend verändert. Kurzfristig ist zu erwarten, dass die Konjunktur Schaden nimmt. Der erhoffte Aufschwung nach dem Ende der Pandemie und der Einschränkungen, die sie mit sich gebracht hat, dürfte deutlich schwächer ausfallen als bislang erwartet.

Diese kurzfristigen Bremsspuren sind enorm, denn Weltbank und OECD gehen inzwischen davon aus, dass das weltweite Wirtschaftswachstum nicht einmal mehr zwei Prozent betragen wird. Vor Beginn des russischen Angriffs auf das Nachbarland, gingen die Prognosen noch von einem globalen Wachstum zwischen 3,5 und 4,0 Prozent aus.

Die Gefahr einer Stagflation wird immer größer

Mittel- bis langfristig droht wie in den 1970er Jahren eine Stagflation, also eine Kombination aus niedrigem Wirtschaftswachstum und einer anhaltend hohen Inflation. Sie stellt auch die Notenbanken vor ein Dilemma, denn sie müssen sich entscheiden. Zur Wahl steht entweder eine harte Bekämpfung der Inflation, selbst auf die Gefahr hin, dass diese die Wirtschaft durch höhere Zinsen stark beeinträchtigen wird oder eine Fortsetzung der lockeren Geldpolitik, die zwar die Schuldner überleben lässt, dafür aber die Währungen dauerhaft zerstört.

Letzteres wird nicht ohne einen massiven Verlust an Vertrauen in die Notenbanken einhergehen. Da das moderne Papiergeld aber nur noch auf dem Vertrauen in die Zentralbanken gründet und sonst durch keine Werte hinterlegt ist, sollte die Gefahr an dieser Stelle sehr ernst genommen und nicht unterschätzt werden.

Auch der Politik sind an vielen Stellen die Hände gebunden. Sie kann die Lasten, die die stark steigenden Preise mit sich bringen, innerhalb der Bevölkerung umverteilen. Aber aus der Welt geschafft sind sie damit auch nicht. Mehr noch: Es besteht auch ein harter Zielkonflikt, wenn einerseits Russland durch die Sanktionen für seinen Angriff gestraft, die eigene Bevölkerung aber gleichzeitig nicht allzu sehr durch höhere Kosten belastet werden soll.