Abwrackprämie als Ausweg aus dem „Schweinestau“?

Lebensmittelhändler wie Aldi wollen mehr auf das Tierwohl achten. Fleisch, das durch die Aufzucht in niedrigen Haltungsstufen erzeugt wurde, soll zunehmend aus den Regalen und Tiefkühltruhen verschwinden und durch Produkte aus den höhere Haltungsstufen ersetzt werden.

Während die Tierschützer jubeln, die Kunden höhere Preise erwarten, die sie zum Teil auch zu bezahlen bereit sind, fürchten viele Landwirte um ihre Existenz, denn die Erzeugerpreise für Schweinefleisch sind in den letzten Jahren so stark gefallen, dass viele Betriebe bereits aufgegeben haben.

In Nordrhein-Westfalen hat sich die Zahl der Sauenhalter in den vergangenen zehn Jahren halbiert und die Zahl der Höfe, auf denen Schweine gemästet werden, sank um 20 Prozent. Bei vielen Landwirten herrsche deshalb bereits eine Endzeitstimmung klagen nicht nur die Branchenvertreter im Bundeslandwirtschaftsministerium.

Druck von allen Seiten

Mehrere Faktoren verbinden sich derzeit zu einem Mix, der für die Bauern immer ungenießbarer wird. Mit dem Auftreten der Afrikanischen Schweinepest hat China seine Schweinefleischimporte aus der EU gestoppt. Innerhalb Deutschlands ist der Fleischverbrauch seit zwanzig Jahren rückläufig. Wurden im Jahr 2000 pro Kopf noch durchschnittlich 54,7 Kilogramm Schweinefleisch pro Jahr gegessen, sind es heute nur noch 45,5 Kilogramm.

Damit nicht genug werden die Verbraucher durch die Diskussionen um das Tierwohl und die Klimarettung zusätzlich verunsichert und schränken ihren Fleischverbrauch weiter ein. Den dadurch entstandenen Schweinestau müsste der Handel eigentlich durch niedrigere Preise abbauen. Die Tendenz geht derzeit allerdings eher zu höheren Preisen.

Hilfe könnte eine Prämie zur Stilllegung von Kapazitäten bieten. Sie wurde bereits in den Niederlanden erfolgreich angewendet und stellt eine Geldzahlung an die Bauern dar, wenn diese ihre Kapazitäten reduzieren. Entscheiden wird die Überlebensfrage aber letztlich der Verbraucher. Er hat sich bislang allerdings mit Mehrheit für das Fleisch entschieden, das in den niedrigen Haltungsstufen erzeugt wurde.