Die Politiker machen es den Notenbanken schwer, die Zinsen zu senken

Biden Portrait

Werden die Notenbanken die Zinsen in diesem Jahr senken und wenn ja, wann wird der neue Zinssenkungszyklus starten? Die Fragen beschäftigen die Anleger nicht nur in den USA schon seit einiger Zeit. Aktuell setzt sich an den Finanzmärkten die Erkenntnis durch, dass zumindest mehr Zeit ins Land gehen wird, ehe die FED ihren Leitzins wieder zurücknehmen wird.

Zwar hat die Schweizer Nationalbank einen ersten Schritt in diese Richtung bereits unternommen, doch noch ist fraglich, ob die anderen Notenbanken, vor allem die US-Notenbank und die Europäische Zentralbank, diesem Vorbild sehr schnell folgen werden. Es ist gut möglich, dass die Schweiz an dieser Stelle den Testballon darstellt.

Das würde bedeuten, dass die anderen Notenbanken diesem Schritt nicht umgehend nachvollziehen, sondern sich zunächst auf die Rolle des abwartenden Zuschauers verlegen und genau beobachten, wie Finanzmarkt und Wirtschaft auf diesen Schritt reagieren. Leisten kann man sich diese Geduld in den USA wesentlich mehr als im Euroraum, denn anders als in Europa strotzt die US-Wirtschaft mit einem Wirtschaftswachstum von 3,1 Prozent im vergangenen Jahr weiterhin vor Stärke.

Haushaltsdisziplin ist für Joe Bidens Demokraten gerade ein Fremdwort

Während die USA diesbezüglich durchaus ein internationales Vorbild sind, gilt dies für die Haushaltspolitik der Biden-Administration nicht. Sie verfolgt derzeit eine sehr expansive Budgetpolitik und konterkariert damit die Bemühungen der Federal Reserve Bank, die Inflation zu zügeln, um auch an dieser Stelle eine Berechtigung zu haben, die Zinsen wieder senken zu können.

An dieser Stelle sind die USA nicht allein. Auch in Europa ist Sparsamkeit innerhalb der Regierungen aktuell nicht in Mode. Frankreich und Italien weiten ihre Budgets ebenfalls aus und selbst im finanzpolitisch eher konservativen Deutschland wird intensiv über eine Aussetzung der Schuldenbremse diskutiert. Dabei hat diese in den vergangenen Jahren genau das bewirkt, was sie bewirken sollte: ausgabefreudige Politiker zum Wohl der jungen und kommenden Generationen zu zügeln.

In den USA, wo man Schulden schon immer deutlich wohlwollender gegenüberstand als in Deutschland, steigt die Staatsverschuldung gerade exponentiell an. Allein im Jahr 2023 wurden 2,65 Billionen US-Dollar an neuen Schulden aufgenommen, sodass sich die Gesamtverbindlichkeiten der US-Regierung inzwischen auf atemberaubende 34 Billionen US-Dollar belaufen.

Diese zusätzlichen Schulden der Regierungen bekämpfen nicht die Inflation, sondern sie befeuern diese nur weiter. Das wissen auch die Notenbanken und sie wissen auch, wie gut Politiker darin sind, Geld auszugeben, das sie selbst nicht erwirtschaften müssen.