Jamie Dimon warnt vor langfristig hohen Zinsen

In einer kürzlich vorgelegten Studie schrieb Prof. Thomas Mayer, früher Chefvolkswirt der Deutschen Bank und heute Ökonom und Direktor des Flossbach von Storch Research Institutes, dass die Fiskaltheorie des Preisniveaus es nahelege, dass eine anhaltend hohe Nettoverschuldung des Staates einen ständigen Inflationsdruck auslösen wird.

Gemeint ist damit, dass eine Regierung die Inflation nicht bekämpft, sondern selbst noch weiter anheizt, wenn sie zusätzliches Geld in einen Wirtschaftskreislauf einfließen lässt. Diesem zusätzlichen Geld steht keine zusätzliche Wirtschaftsleistung gegenüber, sodass die Märkte anschließend auf das zusätzliche und eigentlich überflüssige Geld mit höheren Preisen reagieren, um dieses aufzunehmen.

Die Folge ist eine weiterhin hohe oder sogar ansteigende Inflation. Ähnlich kritisch bewertete auch Jamie Dimon, der CEO der amerikanischen Investmentbank JP Morgan Chase, in einem Brief an seine Aktionäre die derzeitige Politik in vielen westlichen Ländern, wobei er vermutlich vor allem das Leitbild der USA im Blick hatte.

Mittelfristig könnte das Zinsniveau zwischen zwei und acht Prozent liegen

Konkret benannte Jamie Dimon mit dem Krieg gegen Russland in der Ukraine, der militärisch und politisch angespannten Situation im Nahen- und Mittleren Osten sowie mit dem ökologischen Umbau der westlichen Gesellschaften drei große Treiber der Staatsverschuldung.

„Die enormen Steuerausgaben, die Billionen, die jedes Jahr für die grüne Wirtschaft benötigt werden, die Remilitarisierung der Welt und die Umstrukturierung des Welthandels – all das wirkt inflationär“, schrieb der Chef der größten Bank der Welt seinen Aktionären.

Er rechnet daher nicht mit einer schnellen Wende in der Zinspolitik der Notenbanken, sondern erwartet mittelfristig ein Zinsniveau zwischen zwei und acht Prozent. Von den Hoffnungen auf eine schnellen Rückkehr des billigen Geldes sollten sich die Anleger daher verabschieden und vielmehr ihre Investments gegen ein latent erhöhtes Zinsniveau absichern.

Interessant sind an dieser Stelle die von Jamie Dimon genannten Zinsniveaus. Zwei Prozent als Untergrenze dürften den Anlegern als maximales Inflationsziel der Notenbanken durchaus geläufig sein. Aber einen Anstieg der Zinsen auf bis zu acht Prozent, was dem Zinsniveau zur Zeit der Wiedervereinigung entsprechen würde, dürften die meisten Anleger derzeit eher nicht auf dem Schirm haben.