Innerhalb der Gesellschaft klafft eine große Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Deutschland möchte ein Vorbild und Vorreiter bei der Rettung des Klimas sein. Die Diskussionen darum, welche Maßnahmen am besten getroffen werden, um die eigenen Ziele zu erreichen, verlaufen entsprechend hitzig. Doch unter dem Strich bleibt außer viel erregtem Gerede nicht viel.

Denn es klafft eine große Lücke zwischen den hohen Ansprüchen und der gelebten Wirklichkeit. Kaum einer ist bereit, einen nennenswerten Beitrag zu leisten. Gesagt wird das eine, getan das andere. Den öffentlichen Nahverkehr zu benutzen, kostet seit der Einführung des Deutschland-Tickets lediglich 49 Euro pro Monat.

Die Benzinpreise sind zeitgleich deutlich gestiegen. Doch am Fahrverhalten der meisten Deutschen hat sich in den letzten Monaten nicht viel verändert. Der Bestand an Kraftfahrzeugen hat mit 583 Pkw pro 1.000 Einwohner im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht und die neu angemeldeten Fahrzeuge sind Autos mit klassischen Benzin- oder Dieselmotoren.

Die Lust am Konsum ist ungebrochen

Nach außen hin und in Umfragen geben sich viele Deutsche sehr umweltbewusst. Das real gelebte Verhalten ist jedoch ein anderes. Bei den Urlaubsreisen ist es ähnlich. Kaum waren die Einschränkungen der Corona-Zeit vorbei, da stürmten die Deutschen die Reisebüros und buchten nicht etwa Wandertouren und Fahrradreisen, sondern Flüge.

Im Bereich der Kleidung zeigt sich ein ähnliches Bild. Auch hier ist der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit offenbar nur ein Lippenbekenntnis. Pro Jahr kauft jeder Deutsche im Durchschnitt 60 Kleidungsstücke. Das ist mehr als eines pro Woche und in den meisten Fällen dürften auch nicht nur Strümpfe gekauft werden, die als Einzelstücke gezählt, die Statistik besonders stark in die Höhe treiben.

Die Konsequenz ist ein gewaltiger Müllberg. Er beträgt aktuell allein im Textilbereich pro Person 15 Kilogramm pro Jahr. Die Unternehmensberatung McKinsey erwartet, dass die Textilmüllmenge bis zum Jahr 2030 auf 20 Kilogramm pro Person und Jahr anwachsen wird.

Das Bundesumweltministerium kam deshalb nicht umhin, festzustellen, dass alle Anzeichen einer exzessiven, nicht nachhaltigen Entwicklung erfüllt seien.