Inflation: Die Notenbanken haben höchst unterschiedlich entschieden

In den vergangenen Wochen haben die Finanzmärkte wieder mit Spannung auf die Notenbanken geschaut, denn zunächst tagte am Mittwoch die amerikanische Federal Reserve Bank und danach am Donnerstag die Europäische Zentralbank. Zwischen den Sitzungen vergingen nicht einmal 24 Stunden. Doch zwischen den Zinsentscheiden liegen Welten.

Während die amerikanische Notenbank den Finanzmärkten die von den Anlegern erhoffte Pause in der Zinserhöhungspolitik brachte, erhöhte die Europäische Zentralbank ihre Zinssätze erneut um 25 Basispunkte. Da die Entscheidungen keine großen Überraschungen darstellten, reagierten auch die Aktien- und Devisenmärkte zunächst kaum.

Sie hatten die Entscheidungen als solche erwartet. Etwas verschnupft und mit Kursabschlägen quittiert wurden dann jedoch die Ausführungen auf den anschließenden Pressekonferenzen. Hier hatte zunächst der US-Notenbankchef Jerome Powel angedeutet, dass eine Pause im Zinsanhebungszyklus noch nicht bedeute, dass die Zinsen zum Ende des Jahres hin wieder sinken werden.

Die hohe Inflation bleibt auch weiterhin ein Thema

Damit zerstörte Jerome Powel eine Hoffnung, die in den vergangenen Monaten dazu beigetragen hat, dass die Aktienmärkte trotz deutlich zunehmender Konjunktursorgen immer noch an bzw. nahe an ihren Allzeithochs notieren. Auch, was Christine Lagarde einen Tag später auf der Pressekonferenz der EZB zu verkünden hatte, schmeckte den Anlegern nicht besonders gut.

Christine Lagarde ließ keinen Zweifel daran, dass die Zinsen auch auf der nächsten Sitzung des EZB-Rats angehoben werden. Begründet wird dieser Schritt mit der anhaltend hohen Inflation in der Eurozone. Die EZB hat diesem Faktum Rechnung getragen und ihre Inflationsprognose für das Jahr 2023 von 4,6 auf 5,1 Prozent angehoben.

Auch für das Jahr 2024 wird mit einer höheren Inflation gerechnet als zunächst angenommen. Rechnete die Europäische Zentralbank für das nächste Jahr bislang mit einer Inflation von lediglich 2,5 Prozent, so werden nun 3,0 Prozent Teuerung erwartet.

Wollen Christine Lagarde und die nationalen Notenbankpräsidenten die Inflation wirklich in den Griff bekommen, müssen sie die Zinsen zwangsläufig weiter anheben, denn noch liegt das Zinsniveau in der Eurozone deutlich unter dem Kaufkraftverlust. Die Gefahr dabei ist allerdings, dass das höhere Zinsniveau die ohnehin von Schwäche gekennzeichnete wirtschaftliche Entwicklung weiter negativ beeinträchtigen wird.