Gold: Das emotionale Metall glänzt wieder

Es gibt Anlageklassen, die Anleger zu spalten vermögen. Das Gold ist eine von ihnen, denn es gibt nur wenige, die ihm vollkommen neutral gegenüberstehen. Während kaum ein Trader oder Investor zum Zink oder zum Bauholz eine emotionale Beziehung aufbaut, wird das Gold entweder geliebt oder gehasst. Aber dazwischen scheint es kaum etwas zu geben.

Entsprechend hart und kräftig fallen anschließend auch die Kursbewegungen aus, denn was gehasst wird, lässt man auch umso leichter fallen, und was geliebt wird, kann leichter mit viel zu hohen Aufschlägen bedacht werden. Ob die Anleger das Gold nun als barbarisches Relikt oder als den letzten Hort der Sicherheit betrachten, im einen wie im anderen Fall machen die Emotionen weit mehr den Kurs als dies bei anderen Anlageformen zu beobachten ist.

Aktuell sind die Anleger dem Gold wieder sehr wohlgesonnen, denn seit Dezember steigt sein Kurs. Der Anstieg hat sich im Februar deutlich beschleunigt, was zu einem großen Teil zunächst der Krise und schließlich dem Krieg in der Ukraine zu verdanken war. Gold spielt deshalb in diesen Tagen auch seine Stärke als sicherer Hafen aus.

Ob und gegebenenfalls wie lange diese Stärke noch von Dauer sein wird, hängt maßgeblich von der politischen Entwicklung ab. Da sie kaum seriös zu prognostizieren ist, sind auch die aus ihr entstehenden preislichen Veränderungen des Goldpreises kaum vorherzusehen.

Die Zinspolitik der Notenbanken wird wieder in den Fokus rücken

Da allerdings nicht nur die Unsicherheit, sondern auch die Inflation tendenziell hoch bleiben werden, hat das Gold gute Chancen, auch im weiteren Verlauf des Jahres recht hoch in der Gunst der Anleger zu stehen. Wahrscheinlich sogar so hoch, dass das bisherige Allzeithoch aus dem Jahr 2020 bei 2.075 US-Dollar wieder erreicht werden kann.

Gerade die Inflation dürfte im Zusammenspiel mit der Entwicklung der Zinsen bis weit in das zweite Halbjahr 2022 hinein die Entwicklung des Goldpreises bestimmen. Dass dieser im zweiten Halbjahr 2021 trotz hoher Inflation so niedrig war, lag daran, dass die Masse der Marktteilnehmer den Notenbanken glaubte, als diese verkündeten, die Inflation werde nur vorübergehend sein.

Aktuell rechnet der Markt mit bis zu sechs Zinsschritten in den nächsten 21 Monaten. Auch das belastet das Gold, denn Gold bringt bekanntlich keine Zinsen. Da die US-Wirtschaft im Lauf des Jahres in eine Rezession abgleiten könnte, wird spannend sein, was dann geschieht: Wird die US-Notenbanken die Zinsen dennoch rasant anheben? Oder wird es nach einiger Zeit keine weiteren Zinserhöhungen mehr geben?

Und was wird das Gold machen, wenn langsam klar wird, dass es wieder ganz anders kommt, als es die Notenbanken lange Zeit angekündigt haben? Fragen über Fragen, doch genau sie werden dem gelben Metall in 2022 die weitere Richtung weisen.