Für China ist Russland gerade ein riesiges Testlabor

Präsident Putin Portrait

China ist von den westlichen Sanktionen gegen Russland nicht unmittelbar betroffen, dennoch ist das Reich der Mitte derzeit einer der aufmerksamsten Beobachter der Vorgänge in Russland. Der Grund ist ebenso naheliegend wie einleuchtend. Das Land fürchtet, im Falle eines Konflikts um Taiwan in eine ähnliche Situation zu geraten.

Russland ist deshalb aus chinesischer Sicht eine Art überdimensioniertes Testlabor. In ihm werden nicht nur die Auswirkungen der westlichen Sanktionen sichtbar, sondern auch der Erfolg oder Misserfolg der eingeleiteten Gegenmaßnahmen der russischen Regierung. Erfreuen dürfte die Führung in Beijing dabei besonders, dass Russland die Auswirkungen der Sanktionen bislang recht gut wegsteckt.

Neben der analytischen Seite profitieren die Chinesen auch als Anbieter vom westlichen Rückzug aus Russland. So haben sich beispielsweise die westlichen Automobilhersteller nahezu vollständig aus Russland zurückgezogen. Zu diesem Schritt gezwungen waren die Hersteller von Luxusfahrzeugen mit einem Preis von über 50.000 Euro.

Chinesische Technik ersetzt die des Westens

Für diese Fahrzeuge hat die EU-Kommission ein Exportverbot für Russland erlassen. Aber auch die Hersteller kleinerer und preiswerterer Fahrzeuge haben den russischen Markt aufgegeben. Gefüllt wird die dadurch entstandene Lücke inzwischen von chinesischen Fabrikaten.

Dies gilt vor allem für den Volumenmarkt. Mit dem Rückzug der westlichen Hersteller stiegen die Zulassungszahlen für Fahrzeuge aus chinesischer Fertigung. Für die Russen hat dies den Vorteil, dass sie nur geringe Qualitätseinbußen hinnehmen müssen.

Auf chinesischer Seite freuen sich Hersteller wie Geely, Great Wall oder Changan darüber, dass sie relativ mühelos und zudem ohne den störenden Einfluss von mächtigen Konkurrenten in einen neuen Markt eindringen können. Die Verlierer dieser russisch-chinesischen Win-win-Situation sind die westlichen Unternehmen und Staaten. Sie verzeichnen jene Verluste und Umsatzeinbußen, die man eigentlich für die russische Seite vorgesehen hatte.