Dieser Druck auf Chinas Führung ist nicht zu unterschätzen

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Die Volksrepublik China ist für die einen ein schlafender Riese, während die anderen in ihr nur einen Koloss auf tönernen Füßen sehen. Wir können dabei davon ausgehen, dass beide Seiten zu extrem geraten sind, als dass sie die Wirklichkeit angemessen widerspiegeln und uns damit ein zutreffendes Bild vom Reich der Mitte geben.

Aktuell läuft es in China nicht wirklich rund. Im Anschluss an die harte Null-Covid-Politik gab es im vergangenen Jahr zwar einen Aufschwung, doch dieser scheint nicht von Dauer zu sein, sondern droht, einem Strohfeuer zu gleichen, und schneller zu enden als es den Verantwortlichen in Beijing recht sein kann.

Die jüngsten Wirtschaftsdaten unterstreichen diese Sichtweise. Zwar gibt es in China anders als in Deutschland noch Wachstum, doch dieses fällt für chinesische Verhältnisse mit einem Plus von 0,8 Prozent im zweiten Quartal eher bescheiden aus. Zum Vergleich: Noch ein Jahr zuvor verzeichnete China im zweiten Quartal einen Anstieg seiner Wirtschaftsleistung von 2,2 Prozent.

Zu wenig Nachfrage nach jungen, gut ausgebildeten Fachkräften

Gefallen können der politischen Führung in Beijing die Daten damit nicht. Besonders beunruhigend ist dabei die Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit. Sie stieg erneut an und erhöhte sich von 20,8 Prozent im Mai auf 21,3 Prozent im Juni. Der Druck auf die chinesische Regierung nimmt damit weiter zu und vor diesem Hintergrund könnte es nicht überraschen, sollte kurzfristig ein breit angelegtes Konjunkturprogramm auf den Weg gebracht werden.

Die Hoffnung dabei ist, dass die Kombination aus zusätzlichen geldpolitischen Maßnahmen und zusätzlichen fiskalischen Impulsen das Wachstum wieder auf etwa 5,7 Prozent ansteigen lassen könnte. Als Gefahr steht dabei im Hintergrund, dass die ohnehin hohe Verschuldung noch weiter ansteigen könnte, was das gesamte System weiter zu destabilisieren droht.

Im Verarbeitenden Gewerbe ist die Nachfrage nach Arbeitskräften durch das De-Risking der westlichen Staaten gesunken. Hier findet die junge Generation derzeit keine neuen Arbeitsplätze und auch der Dienstleistungssektor, traditionell einer der größten Arbeitgeber für die jüngeren Generationen, neigt momentan zur Schwäche.

Ein Teil dieser Schwäche ist durch die strenge Regulierung der Regierung selbst verschuldet. Doch auch ohne diese politische Komponente besteht ein Missverhältnis zwischen dem Angebot und der Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften. Damit dürfte die hohe Jugendarbeitslosigkeit der Regierung noch längere Zeit Kopfzerbrechen bereiten.