Die Notenbanken sortieren sich neu

Eine Besonderheit der vergangenen Dekade war, dass die Notenbanken weltweit ein sehr einheitliches Vorgehen an den Tag gelegt haben. Es wurde nicht nur von nahezu allen Notenbanken eine sehr ähnliche Geld- und Zinspolitik betrieben, sondern man sprach sich auch untereinander ab.

Dies geschah vor allem mit Blick auf den Markt, denn man wollte von den Finanzmärkten als einig und damit auch als entsprechend stark wahrgenommen werden. Aktuell gewinnt man jedoch immer mehr den Eindruck, dass diese Einigkeit langsam zu Ende geht und verschiedene Notenbanken wieder ihre eigenen Akzente zu setzen versuchen.

Ob dies die richtigen Akzente sein werden, bleibt abzuwarten. Deutlich wurde jedoch in der vergangenen Woche, dass die Schweizer Notenbank SNB und die Europäische Zentralbank in Zukunft wohl eigene Wege gehen werden. Lange Zeit hatte die SNB die Zinspolitik der EZB mitgetragen. Das geschah auch in dem Bemühen, eine Aufwertung des Schweizer Franken zu verhindern.

Die Zinserhöhung der Schweizer Nationalbank setzt ein wichtiges Signal

Am vergangenen Donnerstag hat die SNB ihren Zins nicht nur angehoben, sondern sie hat dies auch bereits zu einem Zeitpunkt getan, an dem die Europäische Zentralbank nur über eine Zinserhöhung redet. Oder anders ausgedrückt: Die Eurozone lamentiert und die Schweizer Nationalbank handelt.

Mit der Anhebung des Leitzinses um 0,5 Prozent fiel die Erhöhung zudem recht kräftig aus. Außerdem hatten die Schweizer nicht die Geduld, auf die EZB zu warten. Es wurde vielmehr direkt reagiert, auch wenn das den Aktienmarkt schockiert und die im SMI-Index versammelten Schweizer Aktien an diesem Tag um rund drei Prozent in die Tiefe geschickt hat.

Das Signal, das die SNB dem Markt damit gesendet hat ist klar. Die Schweiz erfreut sich derzeit noch an einer vergleichsweise niedrigen Inflation und das soll nach Möglichkeit auch so bleiben. Deshalb werden die Zinsen schnell und notfalls auch sehr stark erhöht, denn den Fehler, den die US-Notenbank gemacht hat und den die EZB nun zu wiederholen scheint, mit ihren Maßnahmen zu lange zu warten, den will man in der Schweiz nicht machen.