Die Freude an der Arbeit nimmt spürbar ab

Die deutsche Gesellschaft verändert sich. Das haben Gesellschaften immer und zu jeder Zeit getan. Entscheidend ist somit nicht die Frage, ob sich eine Gesellschaft ändert oder nicht, sondern allein die, ob diese Veränderung eine Veränderung zum Guten oder zum Schlechten hin sein wird.

Eine der auffälligsten Veränderungen der heutigen Zeit ist, dass sich das Verhältnis zur Arbeit wandelt. Blickt man zurück auf die letzten 150 Jahre, so ist festzuhalten, dass die Arbeitszeit immer kürzer wird. Täglich arbeiten wir weniger als es unsere Vorfahren getan haben und auch die Lebensarbeitszeit ist deutlich kürzer.

Vor allen mit Blick auf den Anfang des Zeitraums, an dem Kinderarbeit noch ein großes Problem war, ist diese Entwicklung nur zu begrüßen, denn Kinder und Jugendliche gehören in die Schulen und nicht in Bergwerke und Fabrikhallen. An dieser Stelle dürfte innerhalb der Gesellschaft wohl allgemeiner Konsens herrschen.

Leben ohne zu arbeiten? Für viele junge Erwachsene ist das ein Traum

Dieser Konsens löst sich allerdings schnell in verschiedene Richtungen auf, wenn es um die Einstellungen der jungen Erwachsenen zur Arbeitswelt geht. Sie war früher davon geprägt, dass sich die Jungen den Alten beweisen wollten und deshalb mit Nachdruck und Engagement in den Arbeitsmarkt drängten.

Dieses Engagement ist auch heute noch vorhanden, doch an vielen Stellen wird die Arbeit nicht mehr als sinnstiftend und damit erstrebenswert empfunden. Noch im Jahr 2020 gaben 70 Prozent der befragten Jugendlichen unter 25 Jahre an, dass sie sich ein Leben ohne Arbeit nicht vorstellen könnten. Nur zwei Jahre später war dieser Anteil auf 58 Prozent gesunken.

Die wirtschaftlichen Konsequenzen dieses kulturellen Wandels sind gravierend. Die Produktivität nimmt ab und auch die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden ist im verarbeitenden Gewerbe auf einen neuen Tiefstand gesunken. Wirtschaftswachstum, erst recht kein reales, wird sich unter diesen Voraussetzungen nur schwer einstellen können. Damit bleiben auch an dieser Stelle die Aussichten für die Zukunft eher trübe.