Die Europäische Zentralbank ist viel zu nah an die Politik herangerückt

In dem starken Wertverlust, den der Euro seit Anfang 2021 hinnehmen muss, wird in erster Linie der starke Vertrauensverlust deutlich, den die Europäische Zentralbank unter der Präsidentschaft von Christine Lagarde erlitten hat, denn das internationale Kapital wendet sich mehr und mehr von der Eurozone ab.

Es fühlt sich hier nicht mehr sicher, denn die Kaufkraft des Euros schwindet in einer dramatischen Weise, während die Gegenmaßnahmen der EZB bislang fast nur aus leeren Worthülsen und anhaltendem Nichtstun bestanden. Nun zu sollen zwar bald auch in der Eurozone die Zinsen angehoben werden, doch das wird den internationalen Anlegern kaum reichen.

Sie drücken in ihrer Abkehr vom Euro auch aus, dass die EZB unter Christine Lagarde zu nah an die Politik herangerückt ist. Das einzige Mandat der Europäischen Zentralbank ist die Geldwertstabilität. Doch geachtet wird im Frankfurter EZB-Tower darauf, dass das Klima gerettet und die Finanzierbarkeit der Staaten gewährleistet ist.

Im Netz der Politik hat sich die EZB hoffnungslos verfangen

Dies sind allerdings genuine Aufgaben der nationalen oder der europäischen Politik. In den Kompetenz- und Tätigkeitsbereich einer Zentralbank fallen sie nicht. Als der Ausgangspunkt zur Schwäche des Euros muss daher der fehlende Wille gesehen werden, der aufkommenden Inflation mit Entschiedenheit zu begegnen.

Er war im Jahr 2021 nicht zu erkennen und ob er jetzt endlich da ist, wird vom Devisenmarkt bestritten. Die anhaltende Schwäche des Euros ist vielmehr ein Zeichen dafür, dass die Akteure an den Devisenmärkten der EZB inzwischen sogar die Kompetenz absprechen, vor dem Hintergrund der schwindenden Wirtschaftskraft der Eurozone überhaupt noch etwas gegen die Inflation tun zu können.

Mit anderen Worten: Im Jahr 2021 wollte die EZB die Inflation nicht bekämpfen. In den Jahren ab 2022 wird sie es nicht mehr tun können. Zumindest ist das die Einschätzung der Finanzmärkte. Sie stellen die bis September in Aussicht gestellten Zinserhöhungen mittlerweile massiv in Frage, weil sich die Konjunktur bedenklich abschwächt.

Für die Bürger der Eurozone sind das bedrückende Aussichten, denn das internationale Kapital kann Europa relativ leicht verlassen. Die hier lebenden Menschen können das in ihrer Mehrheit nicht. Sie sind gezwungen, zu bleiben und müssen die Inflationssuppe damit auslöffeln.