Die deutsche Wirtschaft fleht um Hilfe, aber Berlins Ideologen haben besseres zu tun

Die deutsche Wirtschaft steht mit dem Rücken zur Wand. In der Industrie und vor allem im Mittelstand brennt es lichterloh. Es sind die besten Adressen, das Who is who der deutschen Wirtschaft, die alle nicht mehr weiter wissen und sich hilfesuchend an die Berliner Politik wenden.

Doch ihre Gesuche haben gute Chancen, an den entscheidenden Punkten überhört zu werden. Denn Deutschlands Wirtschaft fleht nicht darum, subventioniert zu werden, sondern appelliert an die Bundesregierung, sich endlich und vor allem erfolgreich um die Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu kümmern.

Geschieht das nicht, ist der massive Stellenabbau, den viele gestandene deutsche Unternehmen gerade vornehmen, vermutlich nur der Anfang vom Ende des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Erst vor kurzem hat der Autozulieferer ZF Friedrichshafen mit der Nachricht geschockt, dass möglicherweise bis zu 12.000 Stellen wegfallen könnten.

„Es droht ein Flächenbrand“

Auch bei Miele könnten tausende Jobs auf dem Spiel stehen. Innerhalb der Traditionsfirma wird bereits vermutet, dass die Produktion schrittweise von Gütersloh nach Polen verlegt werden soll. Miele, das in diesem Jahr 125 Jahre alt wird, hat weltweit über 23.000 Beschäftigte und ist ein altes deutsches Familienunternehmen. Es steht damit symptomatisch für die deutsche Industrie, der es immer schwerer fällt, die Arbeitsplätze im Inland zu erhalten.

Markus Miele, der das Unternehmen als geschäftsführender Gesellschafter in der vierten Generation heute führt, macht unmissverständlich deutlich, worum es inzwischen geht: „Wenn ein Standort in allem teurer ist, wird es schwierig“, mahnte der Unternehmer im Gespräch mit dem „Handelsblatt“. Deutschland sei schon immer ein Hochlohnland gewesen. Doch jetzt sind auch die Energiekosten, die Abgaben und die Bürokratie hierzulande höher als anderswo.

Gerade beim Abbau der Bürokratie sieht er Handlungsbedarf: „Bürokratie ist ein großes Problem in Deutschland, da wüsste ich viele Punkte, bei denen man anfangen könnte. Photovoltaik ist so ein Beispiel: Wenn wir eine Anlage aufs Fabrikdach setzen möchten, dauert die Genehmigung länger als Beschaffung und Aufstellung. Es gibt viele Vorschriften, die das Wirtschaften schwierig machen und sich teils auch noch widersprechen. Das schränkt unsere Innovationskraft immer mehr ein.“

Klappern gehört bekanntlich zum Geschäft. Aber in der Zwischenzeit klappern die deutschen Unternehmen nicht mehr nur, sondern kämpfen um ihr nacktes Überleben. Oder wie die Industrieverbände es ausdrücken. „Im produzierenden Gewerbe brennt es lichterloh. Es droht ein Flächenbrand.“