Der gemeine Bürger darf sparen, die Abgeordneten, die ihn vertreten, dürfen wider Business-Class fliegen

Welch ein Glück, dass wir von Politikern umgeben sind, die Wein predigen, aber selbst in aller Bescheidenheit nur Wasser trinken. Mit solchen durch und durch bescheidenen und äußerst sparsamen Volksvertretern im Rücken gelingt der Abbau von Schulden und die Bevölkerung sammelt sich willig und folgsam hinter der politischen Führung.

Die Bundestagsverwaltung freut sich deshalb dem Souverän, mitteilen zu dürfen, dass die gewählten Volksvertreter nun bei Flügen, die mehr als zwei Stunden in Anspruch nehmen, wieder Business-Class fliegen dürfen. Zuvor galt eine Sparregelung, die noch unter der früheren Bundestagspräsidentin Bärbel Bas einführt worden war.

Einfach besser fliegen

Sie sah vor, dass die Business-Klasse erst ab einer Flugdauer von vier Stunden gebucht werden durfte. Der Ältestenrat des Deutschen Bundestags hat diese Regelung, die nur als Angriff auf das berechtigte Wohl unserer Abgeordneten gewertet werden kann, jedoch in der Zwischenzeit wieder zurückgenommen. Deshalb dürfen die Abgeordneten seit dem 11. September sich bei Flügen über zwei Stunden wieder an etwas mehr Beinfreiheit erfreuen.

„Opas für mehr Verschwendung in der Politik“ organisieren Großkundgebung

Der Bundeshaushalt und damit der deutsche Steuerzahler, der diesen mit freudigem Gehorsam zu finanzieren hat, wird durch die Neuregelung nur mäßig belastet. Als die Regelung eingeführt worden war, waren in den zwei Jahren zuvor für rund 950 Dienstreisen Flugkosten von annähernd sieben Millionen Euro angefallen. Damals schätze man, dass die Einschränkung auf Flüge über vier Stunden die Kosten um bis zu 50 Prozent reduzieren könne.

In Berlin wird in Kürze eine Großdemonstration erwartet, die sich dieses Themas endlich annehmen wird. Angeführt von den „Opas für mehr Verschwendung in der Politik und für bessere Bezahlung für Visagisten und Regierungsfotografen“ sind die Bürger eingeladen, ihre begeisterte Zustimmung zu dieser überfälligen Neuregelung zu bekunden.

Wer diesem Aufruf folgt und nach Berlin reist, sollte allerdings unbedingt den Aspekt der Kontaktschuld bedenken und berücksichtigen. Auf sämtliche Kontakte mit Personen, die dem „Bund der Steuerzahler“ oder anderen Organisationen nahestehen, die geeignet sind, das berechtigte Wohl unserer Politiker zu beschneiden, sollte unbedingt verzichtet werden. Anderenfalls besteht die Gefahr, dass der Verfassungsschutz diese Kontakte als eine Diskreditierung des deutschen Staates missverstehen könnte. Und das werden Sie doch gewiss nicht wollen.