Deindustrialisierung: Die Industrie wendet sich im Rekordtempo von Deutschland ab

Energieintensive Unternehmen hatten es in Deutschland schon immer schwer. Bislang konnten sie sich dank des günstigen Gas aus Russland jedoch noch halten. Mit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine ist diese preiswerte Energie Geschichte geworden. Nun ziehen die Unternehmen die Konsequenz und wandern aus Deutschland ab.

Es sind in diesen Tagen vor allem die energieintensiven Betriebe, die Deutschland den Rücken zukehren und ins Ausland abwandern. Deutlich sichtbar ist dieser Trend bereits an den Investitionen. Sie sind so schwach wie nie zuvor. Besonders erschrecken sollte uns dabei, dass nicht nur Geld aus Deutschland abgezogen wird, sondern dieses auch vermehrt im Ausland investiert wird.

Alarm geschlagen hat Ende Juni das Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Nach seinen Berechnungen lagen die Investitionen der deutschen Unternehmen im Ausland um 125 Milliarden Euro über den zeitgleichen Investitionen ausländischer Unternehmen in Deutschland.

Drei Gefahren für den Standort Deutschland

Die Zahlen alarmieren, denn es sind die höchsten Netto-Abflüsse, die jemals in Deutschland verzeichnet wurden „Im schlimmsten Fall ist das der Beginn der Deindustrialisierung“, schrieb das Institut der deutschen Wirtschaft und benannte drei Gefahren für den Standort Deutschland.

Begonnen hat die negative Entwicklung bereits vor der Corona-Krise. Ihre Lieferengpässe und die anschließend durch den Krieg in der Ukraine stark steigenden Energiepreise haben die Tendenz nur weiter verschärft. Deutschlands erstes Problem ist deshalb, dass ausländische Unternehmen im Jahr 2022 hierzulande nur noch 10,5 Milliarden Euro investiert haben, während deutsche Unternehmen gleichzeitig 135 Milliarden Euro im Ausland investiert haben.

Neben den hohen Energiekosten belastet die Firmen der Mangel an Fachkräften und die immer stärker zunehmende Bürokratie. „Die Investitionsbedingungen in Deutschland haben sich aufgrund der hohen Energiepreise und des zunehmenden Fachkräftemangels zuletzt noch einmal verschlechtert“, mahnte der IW-Ökonom Christian Rusche. Er bemängelt, dass viele Probleme hausgemacht sind und verweist auf hohe Unternehmenssteuern, die ausufernde Bürokratie und eine marode Infrastruktur.