Fürchtet die US-Notenbank Fed bereits um ihre Glaubwürdigkeit?

Die Themen Vertrauen und Glaubwürdigkeit sind für Notenbanker von entscheidender Bedeutung, da unser modernes Fiat-Money-Geld durch nichts anderes mehr gedeckt ist als durch das Vertrauen, das die Geldbenutzer dem beliebig vermehrbaren Papiergeld noch entgegenbringen. Schwindet dieses, ist es auch mit der Herrlichkeit des Geldes schnell vorbei und die Menschen beginnen, andere Alternativen zu bevorzugen.

Von diesem Punkt sind wir noch ein ganzes Stück weit entfernt, doch jeder weiß, dass Vertrauen schwer aufzubauen, aber leicht zu zerstören ist. Auch die Gouverneure der US-Notenbank wissen um diese Zusammenhänge und dieses Wissen könnte einer der Gründe sein, warum derzeit innerhalb der FED die Falken plötzlich wieder so deutlich den Ton angeben.

Mit drei Zinsschritten für 2022 wird bereits gerechnet und sogar ein vierter Zinsschritt wird bereits mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent vom Markt erwartet. Dabei haben führende Notenbanker noch im frühen Herbst betont, dass die Inflation nur vorübergehend sei und deshalb keine Gefahr darstelle.

In der Zwischenzeit reagiert die US-Notenbank auf die Inflation jedoch, als sitze ihr der Teufel selbst im Nacken. Die Wertpapierkäufe werden nicht nur zurückgeführt, sondern das zunächst eingeschlagene Tempo wurde bereits nach nur einem Monat deutlich gesteigert, indem der Umfang der Wertpapierkäufe um die Hälfte reduziert wurde.

Die Eile der Federal Reserve Bank (Fed) ist durchaus alarmierend

Zu den angekündigten Zinsschritten kommen nun auch die Ankündigungen, dass eine Reduzierung der Bilanzsumme der Federal Reserve Bank geplant ist. Diese Botschaft ist gerade für die verwöhnten Aktienmärkte eine sehr gefährliche, denn gestiegen sind die US-Börsen in der vergangenen Dekade unter anderem deshalb so stark, weil viel Geld in den Markt gepumpt wurde und die Unternehmen das billige Geld genutzt haben, um damit ihre eigenen Aktien am Markt aufzukaufen.

Nun droht der Wall Street erneut ein massiver Entzug von Liquidität und ein wenig entsteht der Eindruck, als sei die US-Notenbank um ihre eigene Glaubwürdigkeit so sehr besorgt, dass Jerome Powell und die anderen Gouverneure bereit sind, für sie über Leichen zu gehen.

Wobei an dieser Stelle vor allem die verwöhnten Aktienmärkte und die US-Wirtschaft die Leichen darstellen. Der Wall Street wird mit einer Bilanzreduktion die Liquidität entzogen, die Wirtschaft wird durch höhere Zinsen mit viel höheren Kreditkosten konfrontiert. Denn ausgehend von dem aktuell sehr niedrigen Zinsniveau stellen selbst kleine Zinsschritte eine massive prozentuale Erhöhung der Kreditkosten dar.

Beides zusammen könnte dazu führen, dass das Stagflationsszenario der 1970er Jahre mit hoher Inflation, steigenden Zinsen und recht schwachem Wirtschaftswachstum zur neuen Wirklichkeit der 2020er Jahre heranreift.