Die Diskussion über den Zustand der deutschen Wirtschaft hat in den vergangenen Wochen deutlich an Schärfe gewonnen. Vertreter der Industrie warnen zunehmend vor einer Verschlechterung des Standortes, und viele Unternehmen berichten von einem Umfeld, das spürbar schwieriger geworden ist. In diesem Zusammenhang äußerte sich BDI-Präsident Peter Leibinger besonders deutlich und sprach von einer wirtschaftlichen Entwicklung, die Anlass zu großer Sorge gebe. Seiner Einschätzung nach steht Deutschland vor einer Phase, die als eine der tiefgreifendsten Herausforderungen seit der Gründung der Bundesrepublik gelten könnte.
Nach mehreren Jahren vieler paralleler Belastungen – darunter hohe Energiekosten, globale Lieferkettenprobleme, Fachkräftemangel und ein komplexes regulatorisches Umfeld – zeigen sich in verschiedenen Branchen deutliche Bremsspuren. Die Industrieproduktion hat erneut nachgegeben; für das Jahr 2025 rechnet der Industrieverband mit einem weiteren Rückgang. Diese Entwicklung wird von vielen Unternehmen als Symptom struktureller Probleme interpretiert, die sich über längere Zeit aufgebaut haben.
Geld wird an anderen Stellen verschwendet!
Besonders betroffen sind energieintensive Branchen, darunter die Chemieindustrie, die derzeit nur eingeschränkt produzieren kann. Auch der Maschinen- und Anlagenbau sowie Teile der Metallindustrie haben mit sinkender Nachfrage und steigenden Kosten zu kämpfen. Selbst der traditionsreiche Automobilsektor steht vor tiefgreifenden Transformationsprozessen, die Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit unter Druck setzen.
Die Bundesregierung reagiert auf diese Lage mit der Planung eines umfangreichen Investitionsfonds, der vor allem Infrastrukturprojekte und Modernisierungsvorhaben unterstützen soll. Kritiker bemängeln jedoch, dass es dafür einer klareren wirtschaftspolitischen Linie bedürfe und dass Investitionen allein nicht ausreichen würden, wenn grundlegende Standortfaktoren nicht gleichzeitig verbessert werden.
Leibinger fordert deshalb einen Kurswechsel, der sich stärker auf internationale Wettbewerbsfähigkeit, verlässliche Rahmenbedingungen und innovationsfreundliche Strukturen konzentriert. Ob die politische Debatte diesen Impuls aufgreifen wird, bleibt abzuwarten.