Massiver Inflationsschub durch fehlendes Kupfer?

Die Hoffnung vieler Menschen, dass die hohe Inflation bald doch endlich zurückgehen möge, ist verständlich. Sehr realistisch ist sie allerdings nicht, denn die Welt steuert langfristig an vielen Punkten auf eine massive Knappheit zu. Ein treibender Punkt dabei ist der gewünschte Wandel hin zur Elektromobilität.

Er führt zu einer wesentlich stärkeren Nachfrage nach Lithium und Kupfer. Beide Metalle sind für den Betrieb von Fahrzeugen mit Elektromotoren unverzichtbar. Das Lithium wird für die Batterien benötigt, das Kupfer für die gesamte Elektrik des Fahrzeugs.

In den vergangenen Monaten ist der Lithiumpreis bereits sehr stark gestiegen. Ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung war, dass die chinesischen Batteriehersteller ihre Vorräte aufgefüllt haben. Auch der Kupferpreis war in den ersten Monaten des Jahres stark gestiegen. Inzwischen rechnen die Anleger an den Finanzmärkten jedoch mit einer Rezession und diese Aussicht hat den Kupferpreis in der jüngeren Vergangenheit von seinen Hochs wieder deutlich zurückkommen lassen.

Bloomberg rechnet mit einem massiven Kupferdefizit

Der Preisrückgang dürfte allerdings nur vorübergehend sein. Das erwartet zumindest das Energie-Research von BlombergNEF. Es hat kürzlich eine neue Studie zur Lage am Kupfermarkt veröffentlicht. Sie reicht bis in das Jahr 2040 und erwartet, dass die Kupfernachfrage bis zu diesem Zeitpunkt weltweit um mehr als 50 Prozent steigen wird. Als wichtigster Grund für diese Entwicklung wird die Dekarbonisierung des Energiesektors angegeben.

So weit so erwartbar, doch entscheidend für den Preis des roten Metalls wird sein, dass die Angebotsseite mit dieser Entwicklung nicht mithalten wird. Denn selbst, wenn alle bekannten Kupferprojekte ausnahmslos in Produktion gebracht werden, was für den Rohstoffsektor eine eher ungewöhnliche Annahme darstellt, würde die Kupferproduktion bis 2040 lediglich um 16 Prozent ansteigen.

Die Folge ist eine beständig größer werdende Lücke zwischen Angebot und Nachfrage. Zum Ende des laufenden Jahrzehnts könnte sie bereits bei über sechs Millionen Tonnen pro Jahr liegen. Wobei zu berücksichtigen ist, dass es sich hierbei nicht um ein einmaliges, sondern über ein über Jahre hinweg bestehendes Defizit handeln wird. Es sei denn, die Nachfrage nach Kupfer bricht schlagartig zusammen.

Die Analysten von BloombergNEF erwarten deshalb einen kontinuierlich steigenden Kupferpreis. Er wird zwar die Nachfrage dämpfen, doch sollte der eingeschlagene Weg zur Dekarbonisierung und zur Elektromobilität unverändert fortgesetzt werden, sind dauerhaft hohe Kupferpreise und damit auch ein starker Druck von dieser Seite auf die zukünftigen Inflationsraten unausweichlich.