Die Europäische Union startete nun ein weitreichendes Programm, um die industrielle Abhängigkeit von China bei wichtigen Rohstoffen zu mindern. Die EU-Kommission stellte ein Konzept vor, das ein neues Zentrum für kritische Rohstoffe vorsieht. Diese Einrichtung soll ab 2026 arbeiten und die Beschaffung seltener Materialien für mehrere Mitgliedstaaten koordinieren. Ziel ist es, eigene Bezugswege aufzubauen und die europäische Fertigung vor politischen Risiken aus Peking zu schützen.
Der Handlungsdruck ergibt sich aus einer deutlichen Schieflage. Europäische Industrien verwenden Lithium, Seltene Erden und weitere Elemente, die für Batterien, Magnete, Halbleiter und verschiedene Hightech-Anwendungen notwendig sind. Nahezu der gesamte Import dieser Stoffe kommt aktuell aus China. Die Regierung in Peking regelt den Export über Lizenzen. Diese Lizenzvergabe erfolgt seit dem Frühjahr in einem Tempo, das europäische Unternehmen zunehmend verunsichert. Für zahlreiche Firmen bedeutet dies, dass sie erst nach der Preisgabe technischer Details oder Verfahrensinformationen eine Genehmigung erhalten. Damit verknüpft China wirtschaftliche Interessen mit politischen Forderungen.
Brüssel setzt deshalb auf mehrere Instrumente. Ein gemeinsamer Einkauf europäischer Staaten soll die Rohstoffbeschaffung bündeln. Gleichzeitig plant die Kommission, strategische Vorräte anzulegen. Ein erstes Pilotprojekt soll noch in den kommenden Monaten starten und zeigen, wie sich solche Lager organisieren lassen. Zudem fließen neue Mittel in den EU-Haushalt. Rund eine Milliarde Euro soll an Projekte gehen, die die europäische Batterie- und Rohstoffproduktion stärken. Ergänzend kündigte die Europäische Investitionsbank an, Kredite zu vereinfachen, um Investitionen in diesem Bereich zu beschleunigen.
Industriekommissar Stéphane Séjourné betont, dass die europäischen Unternehmen eine klare Rolle übernehmen müssen. Sie sollen künftig auf Lieferanten außerhalb Chinas setzen und sich vertraglich darauf einlassen. Diese Position führt zwangsläufig zu höheren Kosten, da alternative Bezugsquellen teurer sind und zusätzliche Investitionen nötig werden. Die Unternehmen stehen daher vor einer Entscheidung, die weit über Preisfragen hinausgeht.
Die EU-Kommission sieht in diesem Vorgehen eine Wegmarke für eine langfristige industrielle Stärkung. Die Debatte konzentriert sich nun darauf, wie schnell Europa eigene Kapazitäten aufbauen kann und welche Belastungen für nationale Haushalte entstehen. Die Pläne zeigen eine Richtung auf, die die industrielle Basis Europas verändern soll.