LNG-Geschäft: Schön für die Wirtschaft, schlecht für Umwelt und Gesundheit?

Eines der Vorzeigeprojekte bei der Unterstützung der Ukraine gegen Russland sind und bleiben Sanktionen. Vor allem Gas ist das Sanktionsmittel schlechthin. Um nicht selbst ohne Energie leben zu müssen, hat Deutschland durch Klimaschutz- und Wirtschaftsminister Robert Habeck sich dem LNG-Flüssiggas verschrieben. Doch das hat nicht nur Freunde. Auch auf der alternativen Linken gibt es Widerstand gegen diese Art von Gasgewinnung. So schreibt die „taz“ darüber, wie die Flüssiggas-Industrie Arbeitsplätze nach Louisiana bringen würde und dafür die Gesundheit der Menschen sowie die Umwelt zerstören würde. Deutsche Unternehmen seien daran beteiligt.

Deutsche Unternehmen sind dabei

Auszüge aus der Beschreibung der Zeitung:

In Louisiana befindet sich die Erdgasindustrie an einem entscheidenden Scheideweg. Einerseits wird die Auswirkung der Branche, die auf fossilen Brennstoffen basiert, durch den alarmierenden Verlust von Land offensichtlich: Innerhalb jeder Stunde und vierzig Minuten verschwindet eine Fläche, die einem American-Football-Feld entspricht, unwiederbringlich im ansteigenden Ozean.

Obwohl die Erdgasindustrie nicht die alleinige Ursache ist, trägt sie doch zu dieser Problematik bei. Gleichzeitig ist zu beachten, dass Louisiana unter allen Bundesstaaten der Vereinigten Staaten die zweithöchste Armutsrate aufweist; die hochdotierten Arbeitsstellen in der Erdgasbranche vermögen einem Haushalt mit mehreren Personen eine gesicherte Existenz in der amerikanischen Mittelschicht zu ermöglichen.

Die Mehrzahl der Befürworter dieser Branche wohnt allerdings nicht in unmittelbarer Nähe der Anlagen. Ein gutes Stück landeinwärts, circa 80 Kilometer von Cameron entfernt, liegt die Stadt Lake Charles mit ihrer Einwohnerzahl von etwa 81.000 Seelen. Danielle Bland, eine überdurchschnittlich große Frau in ihren Fünfzigern, sitzt vor einem kleinen Café und berichtet, dass sie ihr gesamtes Leben in Lake Charles zugebracht habe. Sie äußere sich positiv über den Erdgasboom, der auch ihr lokales Umfeld mit zahlreichen hochbezahlten Arbeitsplätzen versorgt. Bei dem Thema der ökologischen Schäden durch die Industrie gebe sie zu bedenken, dass sie in letzter Zeit Zweifel habe, ob der Verzehr von Fisch und Meeresfrüchten aus der Küstenregion noch bedenkenlos möglich sei. Trotz allem wünsche sie den Küstenbewohnern, wie zum Beispiel Travis Dardar, nicht, dass sie unter den negativen Folgen leiden müssen. Es scheint, als gäbe es nur die Wahl zwischen verstärktem Umweltschutz und der Schaffung weiterer Arbeitsplätze.

Entlang der gesamten Küste des Golfs von Mexiko entstehen neue LNG- und Petrochemieanlagen, insbesondere in Gegenden, in denen lokaler Widerstand aufgrund von ökonomischer Benachteiligung und rassistischer Diskriminierung weniger stark ist. Die gesundheitlichen Konsequenzen für die lokale Bevölkerung sind durch die hohe Anzahl an Emissionen schwer zu quantifizieren, jedoch lässt sich das erhöhte Krebsrisiko in Orten wie Norco, das achtfach über dem von der US-Umweltschutzagentur EPA festgelegten Grenzwert liegt, in Zahlen fassen.

Und auch wenn die Probleme der durch schwach regulierte Öl- und Gasindustrie betroffenen, ärmeren US-Amerikaner für Menschen in Europa oft fern erscheinen mögen, seien auch diese eng miteinander verknüpft. Der Ausbau der LNG-Industrie in den USA folgt direkt auf die wachsende Nachfrage des europäischen Marktes.

Allerdings sind die Einkaufspreise alleine nicht ausschlaggebend für die Attraktivität des Geschäfts. Gemäß Experten sind besonders die substantiellen Investitionen deutscher Banken auf der anderen Seite des Atlantiks entscheidend, um diese Großprojekte rentabel zu gestalten.

Ein zusätzlicher Punkt sei, dass deutsche Unternehmen von den besonders nachsichtigen Emissionsstandards profitieren, die von der zuständigen Umweltbehörde in Louisiana festgelegt werden. Die Strafzahlungen, die Konzerne wie Global Ventures für Überschreitungen der Grenzwerte leisten müssen, sind so geringfügig, dass sie kaum einen signifikanten Einfluss auf die Unternehmensbilanzen ausüben.