Digitaler Euro – keine Ahnung!

Seit Jahren arbeitet die Europäische Zentralbank an ihrem Projekt „digitaler Euro“. Doch bei den Menschen in Deutschland ist davon kaum etwas angekommen. Eine aktuelle Befragung zeigt, wie groß die Kluft zwischen den Plänen der Notenbank und dem Wissen der Bevölkerung ist.

Mehr als vier von zehn Erwachsenen in Deutschland wissen nicht einmal, was sich hinter dem Begriff „digitaler Euro“ verbirgt. Bei Jugendlichen liegt der Anteil der Unwissenden noch höher, dort sind es sogar 51 Prozent. Diese Zahlen machen deutlich, dass die Kommunikation der EZB ihr Ziel weit verfehlt. Selbst in der Gruppe derjenigen, die schon von dem Projekt gehört haben, fühlt sich nur eine kleine Minderheit ausreichend informiert. Gerade elf Prozent gaben an, die Pläne nachvollziehen zu können.

Die Untersuchung stammt von der European Consumer Organisation, die über 10.000 Menschen in zehn Ländern der Eurozone befragte. Das Ergebnis lässt kaum Spielraum für Interpretationen: Die Notenbank schafft es nicht, ihr zentrales Zukunftsvorhaben verständlich zu vermitteln. In Brüssel und Frankfurt werden endlose Debatten geführt, während die Bevölkerung über weite Strecken im Dunkeln bleibt.

Dabei ist durchaus erkennbar, was die Menschen erwarten. 55 Prozent der Befragten fordern vor allem Sicherheit und Verlässlichkeit beim Bezahlen. 53 Prozent legen Wert auf einfache Handhabung, und fast die Hälfte möchte keine oder nur minimale Gebühren zahlen. Diese Wünsche sind weder komplex noch überzogen, sondern beschreiben die Grundlagen eines funktionierenden digitalen Zahlungssystems.

Dorothea Mohn vom Verbraucherzentrale Bundesverband betont, dass der digitale Euro eine Chance für Europa bieten könnte. Aus ihrer Sicht wäre er geeignet, die Abhängigkeit von internationalen Zahlungsanbietern zu verringern und eigene Strukturen zu stärken. Bis dahin muss die EZB jedoch ein grundlegendes Problem lösen: Sie muss den Menschen endlich erklären, was sie plant – und warum dieses Projekt überhaupt wichtig ist.