Wer vor Putin und den Sanktionen flüchtet, hat nur noch wenige Möglichkeiten

Russen, die ihre Heimat aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen verlassen wollen, haben nicht mehr viele Möglichkeiten. Glücklich schätzen sich aktuell diejenigen, die noch vom dem Beginn des Angriffs auf die Ukraine die Ausreise angetreten oder zumindest ein Visum beantragt haben.

Als eine direkte Folge des Krieges ist das Ausland für viele Russen inzwischen nicht mehr erreichbar. Besonders deutlich wird dies an der Zahl der täglichen Flüge, die Russland noch mit Zielen im Ausland verbinden. Während sie für die Staaten der EU schnell kollabiert ist, vermelden andere Länder sogar einen Anstieg der Flug- und Passagierzahlen.

Der Grund ist einfach, denn die EU-Länder und viele andere westliche Staaten haben ihren Luftraum für russische Flugzeuge gesperrt. Russland hat daraufhin seinen Luftraum für die westlichen Airlines geschlossen, sodass der Flugverkehr auf vielen Strecken stark rückläufig ist oder ganz zum Erliegen kommt.

Nur noch wenige Routen zur Ausreise sind verblieben

Während auf deutschen Flughäfen nach dem 25. Februar, also nach dem zweiten Angriffstag, nur noch 66 Flüge aus Russland eingetroffen sind, landeten im gleichen Zeitraum 102 in Russland gestartete Maschinen in Israel. In China waren es 213, in Kasachstan 304 in den Vereinigten Arabischen Emiraten 816 und in Armenien 840. Die meisten Flugzeuge landeten jedoch in der Türkei (1.147 Maschinen) und in Usbekistan (1.177 Maschinen).

Der im amerikanischen Chicago lehrende Ökonom Konstantin Sonin schätzte schon zwei Wochen nach dem Beginn des Angriffs, dass 200.000 Russen ihr Land nach dem Beginn des Krieges verlassen haben. Anfang April erhöhte er seine Schätzung auf 300.000 Auswanderer.

Besonders beliebt bei den ausreisewilligen Russen sind jene Länder, für die kein Visum erforderlich ist. Das sind neben den ehemaligen Sowjetrepubliken in Zentralasien die beiden Kaukasus-Staaten Armenien und Georgien sowie die Türkei. Etwas beschwerlicher ist dabei die Reise nach Georgien, denn es gibt seit 2008 keine direkten Flugverbindungen mehr. Möglich ist die Einreise aber dennoch, wenn im Anschluss an einen Flug nach Eriwan von Armeniens Hauptstadt anschließend Busse oder Sammeltaxen für die Weiterreise nach Georgien genommen werden.