Nicht nur Corona. Das Friseurhandwerk kämpft an vielen Fronten

Dass sich die Menschen wie in den Zeiten des Lockdowns wieder selbst die Haare schneiden müssen, ist aktuell nicht zu erwarten. Dennoch ist ein schneller Termin beim Friseur und ein neuer Haarschnitt keine Selbstverständlichkeit, denn die Branche plagt ein massiver Fachkräftemangel.

Die Zahl der Friseursalons hat sich in Deutschland von 63.000 zur Jahrtausendwende inzwischen auf mehr als 80.000 erhöht. Doch was im ersten Moment nach einer massiven Vergrößerung des Angebots aussieht, ist gar keine, denn unter den Salons gibt es viele Minibetriebe. Sie kommen teilweise nicht einmal auf einen Jahresumsatz von 22.000 Euro.

Auch die übrigen Geschäftsinhaber verfügen über deutlich mehr Plätze zum Haare schneiden als Personal, um diese Dienstleistungen überhaupt anbieten zu können. In der Branche ist es auch ein offenes Geheimnis, dass viele der Salons mit geringem Jahresumsätzen schwarz mehr Geld einnehmen als offiziell.

Es wird immer weniger ausgebildet

Verglichen mit anderen Berufen wird im Friseurhandwerk wenig verdient. Wer diesen Beruf dennoch ergreift, der tut dies zumeist aus Leidenschaft und nicht des Geldes wegen. Die meisten Auszubildenden sind Frauen, denn bei den Schulabsolventinnen zählt der Friseurberuf immer noch zu den zehn beliebtesten Ausbildungsberufen. Viele kommen im Anschluss an die Familiengründung und die Geburt der Kinder allerdings nicht wieder in den Beruf zurück.

Die Agentur für Arbeit beobachtet deshalb bereits seit dem Dezember 2016 einen Fachkräfteengpass bei den Meisterinnen und Meistern im Friseurhandwerk. Aber auch bei den Kräften mit abgeschlossener Berufsausbildung übersteigt die Nachfrage zunehmend das Angebot, denn die Zeiten, bis freigewordene Stellen wieder besetzt werden können, werden immer länger.

Vergleichsweise günstig ist die Lage noch auf dem Ausbildungsmarkt. Hier kommen auf 100 ausgeschriebene Stellen mehr als 200 noch nicht vermittelte Bewerber. Dies liegt allerdings primär am Handwerk selbst, denn von zehn Betrieben bildet nur noch einer aus. Weil vielen Meistern die Zeit nicht ausreicht, um sich intensiv um die Auszubildenden zu kümmern und zum anderen die Sorge besteht, dass die jungen Friseure im Anschluss an die Ausbildung nicht im eigenen Salon gehalten werden können, wird am Ende auf die Ausbildung ganz verzichtet.