Großbritannien-Krise verschärft sich: Wenig Benzin und fehlende LKW-Fahrer

Die britische Erdölproduktion in der Nordsee geht zwar seit Jahren zurück, aber noch verfügt das Vereinigte Königreich über genug Öl, um die auf der Insel fahrenden Autos aus eigener Kraft anzutreiben. Dennoch bildeten sich am Wochenende vor den britischen Tankstellen lange Schlangen und immer öfter heißt es, der Sprit ist aus.

Das Problem mit dem fehlenden Sprit ist wie die immer leereren Regale in den Supermärkten eher ein Verteilungs- als ein klassisches Versorgungsproblem, denn seit dem Brexit fehlen Großbritannien die LKW-Fahrer. Vor der Pandemie arbeiteten nach Angaben des britischen Statistikamtes ONS insgesamt 37.000 LKW-Fahrer aus der EU in Großbritannien.

Die meisten kamen aus Osteuropa und etwa 13.500 von ihnen haben das Land in der Zwischenzeit wieder verlassen, auch weil die Regierung Johnson den Brexit vollzog und keine neuen Visa für die Fahrer mehr ausstellen wollte. Stattdessen sollten stärker einheimische Kräfte als Fahrer zum Zuge kommen.

Billige Arbeitskräfte aus Osteuropa sollen es richten

Ihre Ausbildung konnte während der Pandemie allerdings nicht im gewünschten Maß durchgeführt werden. Nun fehlen überall im Land die LKW-Fahrer. Das ist nicht allein ein britisches Problem. Auch auf dem Kontinent haben viele LKW-Fahrer ihren Dienst während der Pandemie quittiert und sind anschließend nicht mehr zurückgekehrt. Doch der Brexit hat die Lage in Großbritannien nochmals zusätzlich verschärft.

Premierminister Boris Johnson, der seinen Landsleuten zuvor versichert hatte, dass die Versorgungskrise nichts mit dem Brexit zu tun habe, ist die anhaltende Kritik und die negativen Schlagzeilen nun leid und hat eine ebenso abrupte wie radikale Wende vollzogen. Ab Oktober sollen wieder Arbeitsvisa für Kräfte aus dem Ausland ausgestellt werden.

Die Regierung in London will 5.000 LKW-Fahrer und weitere 5.000 Mitarbeiter für die Geflügelverarbeitung ins Land holen. Allerdings nur für drei Monate. Damit soll zumindest der Weihnachtsbraten für die Briten gesichert werden. Ob die Osteuropäer, auf die Boris Johnson nun seine Hoffnungen setzt, allerdings die Lust verspüren, für drei Monate wieder in Großbritannien zu arbeiten und sich dann wieder vor die Türe setzen zu lassen, bleibt abzuwarten.