Gegen diesen Supergau sind die aktuellen Lieferkettenprobleme ein Kindergeburtstag

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Es gibt ein Ereignis, dass die ohnehin schon sehr fragilen Lieferketten endgültig aus dem Gleichgewicht bringen und die Weltwirtschaft in eine höchst unangenehme Lage bringen könnte: ein chinesischer Angriff auf Taiwan. Seit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping im Januar 2019 erklärt hat, das Land bis zum 100. Geburtstag der Volksrepublik im Jahr 2049 wieder vereinen zu wollen, notfalls auch militärisch, ist die Gefahr eines Krieges realistischer geworden.

Für die USA und ihre westlichen Verbündeten geht es an dieser Stelle nicht allein um ethische Werte und ihre politische Glaubwürdigkeit. Auch wirtschaftlich steht viel auf dem Spiel, denn Taiwan ist als zentraler Halbleiterstandort der Welt ein zentrales Glied in den globalen Wertschöpfungsketten.

Ohne die auf der Insel gefertigten Chips geht in vielen Bereichen nichts mehr. Zu ihnen gehören nicht nur die Automobil- und die Konsumgüterindustrie. Auch das Militär verliert ohne die in Taiwan hergestellten Chips schnell an Schlagkraft. Der US-Admiral Philip Scot Davidson rechnet bereits in den nächsten sechs Jahren damit, dass die Volksrepublik das deutlich kleiner Taiwan angreifen wird.

Kein Land kann Chips alleine herstellen

Die Herstellung der Halbleiter ist ein sehr internationaler Vorgang. Bis ein Chip beim Endkunden landet, überquert er zahlreiche Landesgrenzen und letztlich ist derzeit kein Land der Welt in der Lage, Chips alleine herzustellen. Taiwan ist an dieser Stelle eine Schlüsselkomponente für die Industrie. Eine Störung, die hier auftritt, trifft alle und keiner ist derzeit auch nur annähernd auf sie vorbereitet.

In Taiwan sind mit der Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) und UMC der größte und der drittgrößte Auftragsfertiger für Halbleiter beheimatet. Daneben hat auch ASE auf der Insel seine Heimat. Es ist weltweit das größte Unternehmen, das Chips montiert und testet. Mit Globalwafers residiert auch der drittgrößte Waferhersteller auf der Insel.

Die Abhängigkeit der Welt von Chips aus Taiwan ist für die Insel eine Art Schutzschild. Man spricht vom Silizium-Schutzschild und meint damit, dass es sich auch die anderen Länder schon aus Eigeninteresse nicht leisten können, die Volksrepublik in der Taiwan-Frage einfach gewähren zu lassen.

Effektiver Schutzschild oder lohnendes Angriffsziel?

Auch China ist von Halbleitern aus Taiwan abhängig. Wie stark, das ist umstritten. Vor Jahren glaubte selbst Admiral Davidson noch, dass die Volksrepublik wegen ihrer eigenen Abhängigkeit von taiwanesischen Chips keinen Angriff starten wird.

In der Zwischenzeit kam die amerikanische Analysefirma IC Insight bei ihrer Analyse der Lage jedoch zum gegenteiligen Ergebnis. Durch eine Invasion, so die neue These von IC Insight, könnte sich China Taiwans Halbleiterindustrie und die auf der Insel vorhandenen Fähigkeiten einverleiben und seinen technologischen Rückstand aufholen.