Die Produktion muss steigen und die Nachfrage eher zurückgehen

Als Helmut Schmidt in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre Bundeskanzler war, trat er mit der These an die Öffentlichkeit, er hätte lieber fünf Prozent Inflation als fünf Prozent Arbeitslosigkeit. In den Ohren vieler Menschen klang das damals gut, denn es suggerierte, dass es eine Wahl gebe.

Die deutsche Bevölkerung, die damals zu einem großen Teil an diese Wahlmöglichkeit glaubte, hatte die besagte Wahl allerdings nicht. Denn das Problem der 1970er Jahre war, dass eine zu große Nachfrage auf ein zu geringes Angebot traf. Ein wesentlicher Grund für das recht knappe Angebot waren damals wie heute die sehr stark gestiegenen Energiepreise.

Zwischen 1969 und 1983 setzte die sozialliberale Koalition sowohl unter Willy Brandt wie auch unter Helmut Schmidt darauf, durch die Aufnahme neuer Schulden wichtige Projekte zu fördern. Das alles sollte der Beschäftigung dienen, zerstörte diese aber letztlich, denn am Ende seiner Kanzlerschaft hatte Helmut Schmidt beides, mehr als fünf Prozent Inflation und auch weit mehr als fünf Prozent Arbeitslosigkeit.

Die Politik und die Europäische Zentralbank sind im Begriff, die alten Fehler zu wiederholen

Die Schuldenquote der alten Bundesrepublik stieg in der Phase dieses ersten realwirtschaftlichen Experiments von unter 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts im Jahr 1969 bis 1983 auf knapp unter 40 Prozent. Entscheidend an dieser Stelle war, dass man übersehen hatte, dass es unmöglich ist, die Inflation durch höhere Schulden zu erhöhen und gleichzeitig die Arbeitslosigkeit niedrig zu halten, wenn das Angebot an Waren und Dienstleistungen ohnehin zu knapp ist.

Gelingen kann eine solche Politik nur, wenn das Gegenteil der Fall ist, sprich eine zu niedrige Nachfrage auf ein zu hohes Angebot trifft. Dieser Zustand war aber weder in den 1970er Jahren gegeben, noch ist er es jetzt. Von daher ist es auch für die EZB völlig illusorisch zu erwarten, dass man in einer Phase, in der die Wirtschaft ohnehin schon mit Mangelerscheinungen zu kämpfen hat, durch weiteres Gelddrucken diesen Mangel beheben kann.

Stattdessen gießt man weiteres Öl ins Feuer und wundert sich darüber, dass dieses nicht kleiner wird und langsam erlöscht. Soll die Inflation niedriger werden, muss die Nachfrage gesenkt werden. Das ist der einzige Weg, der derzeit beschritten werden kann, weil das Angebot nicht durch eine Ausweitung der Kapazitäten gesteigert werden kann. Schon jetzt reicht für die bestehenden Kapazitäten der Nachschub mit wichtigen Rohstoffen und Vorprodukten nicht aus. Jede weitere Nachfrage, wo immer sie auch herkommen mag, heizt den Kampf um die wenigen vorhandenen Ressourcen immer weiter an und dieser Wettbewerb wird allein über den Preis entschieden.

Die Europäische Zentralbank glaubt aber immer noch, die Wirtschaft durch eine kräftigere Nachfrage stimulieren zu müssen. Deshalb wird weiterhin Geld gedruckt und an die Staaten verteilt. Weil und solange diese nicht zögern, das neue Geld mit beiden Händen auszugeben, wird die Inflation deshalb hoch bleiben müssen, solange das grundlegende Angebot fehlt.