Der Rohstoffsektor hat Grund, sich vor einer chinesischen Immobilienkrise zu fürchten

Da sich die Welt im Allgemeinen und der Rohstoffsektor im Besonderen in den vergangenen Jahren dran gewöhnt hat, dass die chinesische Wirtschaft mit jährlichen Raten zwischen sechs und acht Prozent wächst, dürfte sich es sich auch außerhalb Chinas sehr schnell negativ auswirken, sollte sich der Immobiliensektor des Landes in Zukunft wesentlich schwäche entwickeln als in früheren Jahren.

Ein Rückgang der chilenischen Immobilientätigkeit um 20 Prozent könnte nach Untersuchungen von Ken Rogoff aus den USA und Yuanchen Yang von der Pekinger Tsinghua-Universität aus dem vergangenen Jahr zu einem Rückgang des BIPs von fünf bis zehn Prozent führen, selbst wenn der Zusammenbruch von China Evergrande keine allgemeine Bankenkrise nach sich ziehen sollte.

Der Hintergrund dieser pessimistischen Schätzung ist, dass Immobilienbesitz derzeit 78 Prozent des Gesamtvermögens der Chinesen ausmacht. Sollten, wie von der kommunistischen Partei gewünscht, die Immobilienpreise nachgeben, dürfte das Konsumverhalten der Bevölkerung recht schnell und auch recht deutlich auf den Vermögensverlust reagieren.

Die Bremsspuren dürften auch außerhalb Chinas zu sehen sein

Der unersättliche Appetit auf Rohstoffe, den die chinesische Wirtschaft in den vergangenen Jahren an den Tag gelegt hat, war vor allem auf den schnell wachsenden Immobilienmarkt zurückzuführen. Er dürfte sich erheblich zurückbilden, sollte sich die Bautätigkeit im Reich der Mitte in Zukunft schwächer entwickeln.

Nicht nur die Rohstoffe dürften betroffen sein. Ihre schwächere Nachfrage könnte sich zunächst dämpfend auf die derzeit stark steigende Inflation auswirken und damit im ersten Moment durchaus positiv wirken. Aber ein zurückgehender Konsum im Reich der Mitte dürfte auch in der deutschen Exportindustrie über kurz oder lang den einen oder anderen Arbeitsplatz gefährden.

Auswirkungen negativer Art sind auch in anderen Ländern auf die Immobilienpreise zu befürchten, denn sollte sich der Markt für Immobilien in China wandeln, dürften die Anleger auch in den westlichen Ländern mit anderen Augen auf die aktuellen Preise für Häuser und Wohnungen schauen und sich möglicherweise daran erinnern, dass diese sich bereits in reichlich luftige Höhen aufgeschwungen haben.