Auch die Europäische Zentralbank will sich endlich bewegen

Es hat lange gedauert, aber nun verspürt sogar die Europäische Zentralbank die Notwendigkeit, ihre Geldpolitik zu straffen. Am Donnerstag wurde dieser seit langem erwartete Richtungswechsel auf einer Sitzung in Amsterdam beschlossen. Begründet hat die EZB ihren Schritt wie es zu erwarten war mit der hohen Inflation.

Doch anders als die Normalverbraucher, die tendenziell auf die aktuellen Preise im Supermarkt schauen und sich dann ihren Reim auf die jüngste Entwicklung machen, pflegt die Europäische Zentralbank auf ihre eigenen Inflationsprognosen zu schauen. Dort sah alles bis vor kurzem noch nach einem Heile-Welt-Szenario aus, denn die von der EZB befragten Volkswirte gingen für das Jahr 2024 von einer Teuerung von unter 2,0 Prozent aus.

Damit wurde das Inflationsziel der Notenbank unterschritten und man bestritt die Notwendigkeit, an der Zinsschraube drehen zu müssen. Nun wird die Geldpolitik doch  verschärft und dies geschieht mit dem Hinweis auf die anhaltend hohe Inflation und wieder ist nicht die vom Mai oder April 2022 gemeint, sondern jene erwartete Inflation vom Dezember 2024.

Positiv werden die Zinsen erst im September

Hier haben die EZB-Volkswirte ihre Inflationserwartungen inzwischen angehoben, sodass jetzt mit einer Teuerung von 2,1 Prozent gerechnet wird. Die Kerninflation, also die Teuerung, welche die stark schwankenden Energie- und Nahrungsmittelpreise ausklammert, soll sogar um 2,3 Prozent ansteigen.

Damit ist der weitere Weg jetzt vorgezeichnet. Das Asset Purchase Program (APP) wird bis zum 1. Juli auslaufen. Mit ihm enden die Anleihenkäufe der EZB und damit die Staatsfinanzierung über die Notenpresse. Auf dem nächsten geldpolitischen Treffen am 21. Juli soll dann auch erstmals seit 2011 wieder eine Zinserhöhung folgen.

Zunächst wird sich die Europäische Zentralbank mit einem kleinen Zinsschritt von 0,25 Prozentpunkte begnügen. Doch schon im September wird ein großer Zinsschritt erwartet. Bis zum Herbst wird das Zinsniveau somit um 0,75 Prozentpunkte ansteigen. Da der Einlagenzins derzeit noch bei minus 0,5 Prozent steht, müssen sich die deutschen Sparer noch bis in den September gedulden, ehe die unsäglichen Strafzinsen nicht mehr gezahlt werden müssen.