Alarmierender Europol-Bericht zur Geldwäsche

„Shadow Money – The International Networks of Illicit Finance“ hat die europäische Polizeibehörde Europol ihren jüngsten Bericht zur Geldwäsche und zu den Strukturen in der finanziellen Unterwelt benannt. Er liest sich durchaus alarmierend, denn die Ermittler legen die massive Schwäche der Europäischen Union im Kampf gegen die Finanzkriminalität offen dar.

Eine Ahnung von dem Abgrund, der sich hier auftut haben die Bürger bekommen, als 600 weltweit aktive investigative Journalisten die sogenannten „Pandora Papers“ veröffentlichten. 35 Staats- und Regierungschefs und über 300 Politiker und weitere Repräsentanten tauchten in den Dokumenten auf. Komplettiert wurde die illustre Runde durch Schmuggler, Drogendealer, zahllose Kriminelle und das organisierte Verbrechen.

Sie hatten ihr Geld in Steuerparadiesen angelegt und es damit der Besteuerung entzogen. Der gesellschaftliche Schaden ist hoch, denn es hat sich unbemerkt von der Öffentlichkeit aber auch weitgehend ignoriert von der Europäischen Union unterhalb des offiziellen Finanzsystems eine Schattenstruktur entwickelt. Sie ist weitaus größer als es bislang angenommen wurde.

Ein zweites Finanzsystem im Untergrund

Es geht dabei nicht nur um das leidige Thema Steuerhinterziehung. Eine Schlüsselrolle spielen die Konstrukte auch bei der Geldwäsche, denn sie helfen Schwerkriminellen, die wahre Herkunft ihrer Einkünfte zu verschleiern.

Wenn heute professionell Geld gewaschen werden soll, dann bedienen sich die entsprechenden Kreise nicht des Golds oder des Bargelds, sondern nutzen für den Geldtransfer ein „paralleles, unterirdisches Finanzsystem“, das so aufgebaut wurde, dass es von „allen legalen Finanzaufsichtsmechanismen isoliert ist“.

Geld kann so bequem und unsichtbar über Ländergrenzen verschoben werden, ohne dass die Zahlungsströme sichtbar sind. Die Konsequenzen sind so gravierend, dass laut Europol inzwischen eine „globale Verbrechenswirtschaft“ entstanden ist.

Wie schwach sich die EU im Kampf gegen die Unterwelt präsentiert, zeigt ein Blick auf die bislang erzielten „Erfolge“: Beim Einfrieren und Fixieren von Konten und Geldbeträgen war die EU im Jahr 2016 so erfolgreich, dass 98 Prozent der Erträge aus Straftaten in den Händen von Kriminellen verblieben.

Kein Wunder, dass Europol fordert, den Kampf gegen die Geldwäsche innerhalb der EU endlich mit Nachdruck aufzunehmen.