Nach dem Euro will Mario Draghi nun auch Italiens Fluglinie retten

In den vergangenen 25 Jahren waren die Regierungen in Rom immer wieder darum bemüht, den italienischen Krisenflieger Alitalia vor dem Bankrott zu retten. Insgesamt 13 Milliarden Euro wurden dabei in die Airline gepumpt, die manchem Beobachter dabei eher wie ein Fass ohne Boden erschien.

Nun steht Euroretter, Mario Draghi, vor der Herausforderung, die vor 75 Jahren gegründete Alitalia durch einen Neustart zu retten. Angestoßen hatte das Verfahren Amtsvorgänger Giuseppe Conte. Seine Regierung gründete im vergangenen Jahr eine neue Gesellschaft mit dem Namen Italia Trasporto Aereo, kurz ITA genannt.

Sie soll am 15. Oktober endlich an den Start gehen und den Flugbetrieb der Alitalia in einer deutlich abgespeckten Form fortsetzen. Wie ihre Vorgängerin Alitalia wird auch die ITA im Besitz des italienischen Staates sein. Glücklich gewählt ist der Starttermin Mitte Oktober allerdings nicht, denn im Oktober beginnt für die Airlines traditionell eine eher schwächere Phase im Geschäftsjahr.

Auch mit Blick auf die Corona-Pandemie hätte der Starttermin kaum ungünstiger gewählt sein können, denn da das Virus sich als hartnäckiger erweist als zunächst erwartet, lässt auch die erhoffte Rückkehr der Luftfahrtbranche zur Normalität länger auf sich warten, als noch zu Beginn des Jahres angenommen.

Italien beugt sich dem massiven Druck aus Brüssel

Ob die Flugzeuge mit dem neuen Logo der ITA Mitte Oktober überhaupt abheben werden, ist allerdings längst noch nicht klar. In Brüssel laufen immer noch zwei Verfahren, die klären sollen, ob die in den Jahren 2017 und 2019 geflossenen Kredite unerlaubte Staatshilfen für die Alitalia darstellen. Brüssel drängt deshalb darauf, dass die neue ITA mit der alten Alitalia nichts mehr gemein hat.

Nicht einmal der Markenname Alitalia durfte übernommen werden. Außerdem soll die neue Gesellschaft deutlich kleiner werden. Geplant ist ein Neustart mit 52 Flugzeugen und nur 2.800 Mitarbeiter. Bei Alitalia waren 10.524 Personen beschäftigt und zuletzt 104 Maschinen im Einsatz.

Gefordert wird von der EU-Kommission damit nicht mehr und nicht weniger als eine Zeitenwende in der italienischen Luftfahrt. Ansonsten hebt Mitte Oktober kein Flieger mit dem neuen Logo ab. Dabei drängt die Zeit, denn die Gewerkschaften wehren sich gegen eine Reduzierung der Belegschaft und riefen für den 24. September zum Streik auf. Gleichzeitig muss die ITA der Flugaufsichtsbehörde bis zum 23. September die Zusammensetzung der neuen Crews melden.

Die Bühne für den erneuten Machtkampf zwischen Gewerkschaften und Regierung ist damit bereitet und eine der spannendsten Fragen wird sein, ob Mario Draghi auch in diesem Fall wie 2012 bei der Eurorettung eine unmissverständliche whatever-it-takes-Warnung an die Arbeitnehmervertreter aussprechen wird, die ihre Wirkung auf alle Beteiligten nicht verfehlt.