Handwerker schieben die Inflation an

Es gab Jahre, da zählte die Baubranche zu den Sorgenkindern in Deutschland. Diese Zeiten sind längst vorbei, denn seit fünf Jahren kann sich die Baubranche als eine Boombranche fühlen und auch die Einschränkungen der Corona-Pandemie konnten den Ritt auf der Erfolgswelle nicht stoppen.

Eine baldiges Ende der Hochkonjunktur ist am Bau nicht zu erwarten, denn die Zahl der neuen Baugenehmigungen blieb mit 327.000 im Jahr 2020 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes auf einem sehr hohen Niveau. Durch den Neubau von insgesamt 300.000 Wohnungen wuchsen die Umsätze der Branche im vergangenen Jahr um 10,5 Prozent.

In diesem Jahr erwartet die Branche ein ähnlich hohes Bauvolumen. Die Umsätze dürften dabei auch ohne viele zusätzliche Bauvorhaben in 2021 weiter steigen, denn die Preise steigen. Sie tun dies bereits seit 2015. Verglichen mit damals sind Bauvorhaben und Reparaturarbeiten heute um mehr als 30 Prozent teurer.

Spekulation und teurere Handwerker

Wie das Statistische Bundesamt ermittelt hat, stieg der Preisindex für Bauleistungen bei neuen Wohngebäuden seit 2015 um etwas mehr als 20 Prozent. Ein großer Teil der höheren Rechnungen für die Bauherrn geht damit auf die Handwerker und ihre Dienstleistungen zurück. Die verbleibende Teuerung ist Ausdruck einer erhöhten Spekulation mit Immobilien.

Stark gestiegen sind die Handwerkerrechnung im Zeitraum zwischen November 2020 und Februar 2021. Hier trieb vor allem die im Januar wieder auf 19 Prozent erhöhte Mehrwertsteuer die Preise. Ohne diesen Effekt wären die Kosten um 1,9 Prozent gestiegen. Mit der Erhöhung der Umsatzsteuer verteuerten sich die Bauleistungen sogar um 4,5 Prozent.

Besonders teuer wird es für den Bauherrn, wenn schweres Gerät eingesetzt werden muss. Erdarbeiten mit Baggern und anderem schweren Maschinen verteuerten sich seit 2015 um 28 Prozent. Aber auch der Brandschutz und neue Verordnungen zur Wärmedämmung trieben die Preise in den letzten fünf Jahren um 31. Prozent.