Wladimir Putins finanzielle Reserven reichen nicht ewig. Schon im Spätsommer könnten die Probleme größer werden

Präsident Putin Portrait

Russland hat große Finanzreserven und kann von diesen sicherlich eine Zeit lang leben. Aber auch die größten Reserven werden eines Tages erschöpft sein. Vor diesem Zustand warnt auch die Chefin der russischen Zentralbank, Elvira Nabuillina. Sie wie auch verschiedene Ökonomen mahnen daher die Suche nach neuen Exportmärkten und Geschäftsmodellen an.

Die Zeit arbeitet deshalb an dieser Stelle nicht für, sondern eher gegen Russland. Im Finanzsektor sind die negativen Konsequenzen der Sanktionen bereits sehr stark zu spüren. Wirtschaft und Industrie werden folgen und spätestens im Sommer oder im Herbst die Auswirkungen der Sanktionen spüren.

Ein Faktor wird dabei sein, dass die jetzt noch zur Verfügung stehenden Ersatzteile und Lieferungen aus dem Westen aus der Zeit vor dem Angriff auf die Ukraine dann aufgebraucht sein werden. Hier könnte sich rächen, dass Russland seine Wirtschaft in den vergangenen Jahren zu wenig diversifiziert und modernisiert hat.

Der russische Binnenmarkt soll gestärkt werden

Wladimir Putin hat auf diese Herausforderungen in den vergangenen Wochen schon reagiert. Er will die Binnennachfrage ankurbeln, um die im westlichen Ausland wegbrechenden Absatzmärkte zu ersetzen. Dazu sollen auch Haushaltsmittel eingesetzt werden. So hat der Präsident seine Regierung bereits angewiesen, die Bezüge der russischen Rentner und die Gehälter der Staatsbediensteten zu erhöhen.

Noch hat er das notwendige Geld dazu. Denn auch wenn das russische Öl derzeit mit einem hohen Abschlag am Weltmarkt verkauft wird, so wird Russland dank der deutlich höheren Preise in diesem Jahr dennoch ca. 350 Milliarden US-Dollar mehr aus seinen Gas- und Ölexporten einnehmen als noch im Jahr 2021.

Dies entspricht einem Anstieg von ca. 30 Prozent. Die Berechnungen setzen aber voraus, dass es nicht zu einem vollständigen Ausfall der Energieausfuhren kommt, sei es durch die Sanktionen des Westens oder aber auch durch Beschränkungen, die sich Russland selbst auferlegt wie beispielsweise im Fall von Polen und Bulgarien, denen bereits im April der Gashahn zugedreht wurde.