Uncle Sam ist in großen Schwierigkeiten, doch niemand soll es merken

Ich werde Ihnen bald berichten, welche gravierenden Auswirkungen die gestiegenen Zinsen auf die Bilanzen der Banken haben. Heute möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf einen anderen Aspekt der jüngsten Entwicklung an den Kapitalmärkten richten. Schauen wir deshalb einmal auf die Schuldner. Sie alle stehen vor einem gewaltigen Problem, denn jeder Kredit, jede Anleihe, die heute fällig wird, muss zu einem deutlich höheren Zinssatz refinanziert werden.

Dieses Problem betrifft den kleinen Immobilienbesitzer, der sein Haus oder seine Wohnung abbezahlen muss, ebenso wie die Unternehmen und die staatlichen Schuldner. Sie alle müssen in Zukunft einen sehr viel höheren Anteil ihrer Einnahmen dafür aufwenden, die in der Vergangenheit aufgenommenen Schulden bedienen zu können.

Besonders schlecht stehen in dieser Situation die Schuldner da, die in der letzten Dekade der niedrigen Zinsen besonders hohe Schulden aufgehäuft haben. Ein Vergleich zwischen den USA und Deutschland zeigt die Dimensionen auf, um die es hier geht. Auch die deutschen Regierungen haben in den letzten Jahren zu viel Geld ausgegeben, das sie nicht hatten, und laufen nun auf ein handfestes Problem zu. Doch im Vergleich zu den USA ist die Lage hierzulande noch geradezu entspannt.

Hier bahnt sich ein Problem der Extraklasse an

Rechnet man die aufgenommenen Schulden des Staates, der Länder und der lokalen Gemeinden auf die einzelnen Köpfe der Bevölkerung um, so lastet in Deutschland auf jedem von uns ein Schuldenberg von 32.180 US-Dollar. In den USA beträgt die Höhe der öffentlichen Schulden jedoch 99.200 US-Dollar pro Kopf der Bevölkerung. Wichtig ist, dass private Verbindlichkeiten an dieser Stelle nicht berücksichtigt sind.

Ob die deutschen Staatsschulden von den Bewohnern des Landes jemals zurückgezahlt werden können, ist bei 32.180 US-Dollar je Kopf schon sehr zweifelhaft. Doch bei 99.200 US-Dollar dürften auch die eifrigsten deutschen Sparer schnell an ihre Grenzen kommen. Noch dramatischer ist die Situation in den Vereinigten Staaten, denn die dortige Bevölkerung hat bei weitem nicht so hohe Sparquoten wie sie hier in Europa noch üblich sind.

Auch die Bedienung der Schulden, also die Zahlung der Zinsen, wenn man von der Tilgung einmal absieht, stellt ein gewaltiges Problem dar. Während der deutsche Staat durch die stark gestiegenen Zinsen 39,8 Milliarden Euro, das sind umgerechnet 42,1 Milliarden US-Dollar mehr für seine Zinszahlungen ausgeben muss, wird der US-Haushalt mit 640 Milliarden US-Dollar an Mehrausgaben belastet. Das ist rund 100 Milliarden weniger als die Amerikaner Jahr für Jahr für ihr Militär ausgeben.