Südkorea: Der übersehene Waffenexporteur

Panzer Ukraine

Wenn es um die Frage geht, welches Land seine Waffenexporte in den vergangenen Jahren am stärksten gesteigert hat, kommen einem leicht die üblichen Verdächtigen in den Sinn, doch wohl kaum Südkorea. Doch zwischen 2017 und 2021 hat das Land seine Ausfuhren von Militärgütern weitaus schneller gesteigert als jedes andere Land der Welt.

Nach Angaben des Stockholmer Instituts für Friedensforschung (Sipri) lag Südkorea unter den weltweiten Waffenexporteuren im Jahr 2000 noch weit abgeschlagen auf Rang 31. In der Zwischenzeit ist man auf den 8. Platz vorgerückt und allein in den Jahren 2017 bis 2021 wurden die eigenen Waffenexporte um 177 Prozent gesteigert.

Weit abgeschlagen landeten Australien mit 98 Prozent und Frankreich mit 59 Prozent in dieser Statistik auf den Plätzen zwei und drei. Ein wichtiger Treiber für den starken Zuwachs war der damalige Präsident Moon Jae. Er kündigte schon 2021 auf einer südkoreanischen Waffenmesse an, dass sich die Verteidigungsindustrie zu einem wichtigen nationalen Wachstumsmotor entwickeln werde.

Ein altes Erfolgsrezept wird neu belebt

Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, arbeiten Regierung, Rüstungsindustrie und Militär Hand in Hand. Adressiert werden die weltweiten Märkte für Waffensysteme mit einem Rezept, das schon in der Elektronikindustrie und beim Schiffbau bestens funktioniert hat: Die Südkoreaner liefern gute Qualität zu niedrigen Preisen.

Gleichzeitig verfolgt das Land das strategische Ziel, von den USA als Schutzmacht und Waffenlieferanten unabhängiger zu werden. Ein Blick auf die Landkarte zeigt warum. Eine Landgrenze hat Südkorea nur zu Nordkorea. Beide Länder haben bislang nur einen Waffenstillstand, aber noch keinen Friedensvertrag geschlossen.

Jenseits des Meeres liegen in relativ nahen Entfernungen China und Russland. Letzteres führt in der Ukraine gerade einen Eroberungskrieg und China übte erst vor wenigen Tagen einen Angriff auf Taiwan. So wundert es nicht, dass sich Südkorea bei nur 51 Millionen Einwohnern mit rund 600.000 Soldaten die achtgrößte Armee der Welt leistet, sondern auch den Ausbau seiner Rüstungsproduktion beständig forciert.